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Zukunft gestalten

 

 

Den „Veränderungs-Muskel“ trainieren

 

Bei einem routinierten Autofahrer geschieht das Steuern des Autos weitgehend unbewusst und automatisch. Durch ständiges Wiederholen ist ein Übungseffekt entstanden. Genauso, wie ein Muskel durch häufigen Gebrauch stärker wird, werden beim Wiederholen von Handlungen oder Gedanken im Gehirn neuronale Vernetzungen verstärkt. Es entstehen Routinen und Muster, die automatisch ablaufen.


Vor- und Nachteile von Gewohnheiten

 

Routinen haben wesentliche Vorteile: sie sind vertraut, geben Sicherheit und sind meist ökonomisch, weil man nicht mehr bewusst darüber nachdenken muss, und die Fehlerhäufigkeit durch die Übung deutlich vermindert ist.

 

Aber hier liegen auch mögliche Probleme:

 

Wenn sich Rahmenbedingungen verändern, kann man nicht mehr 1:1 auf die Automatismen zurück greifen. Sie können sogar zu fatalen Fehlern führen. Wenn Sie z.B. in England ein rechts gesteuertes Auto im Linksverkehr fahren, ist alles seitenverkehrt. Auch das Gefühl für Distanzen zum linken Fahrbahnrand oder zum Gegenverkehr ist zunächst ziemlich ungewohnt.
Wenn nicht ökonomische Handlungsweisen automatisiert werden, treiben wir bei jeder Wiederholung mehr Aufwand als nötig. Ein Beispiel: Einer meiner Bekannten ist IT-Spezialist im Bereich Softwareoptimierung. Dabei beobachtet er auch User bei der Bedienung der Programme. Ihm fällt immer wieder auf, dass manche SachbearbeiterInnen, die täglich hunderte Copy-paste-Aktionen durchführen, die Maus unnötigerweise auch für Vorgänge verwenden, die man auch mit 2 Fingern der linken Hand machen könnte (oder alternativ mit der rechten Maus-Taste). Dadurch dauert jede Copy-paste-Aktion ca. doppelt so lange. Macht er die MitarbeiterInnen darauf aufmerksam, kommt fast immer der Satz: „Ach wissen Sie, ich bin das so gewohnt – und so groß wird der Unterschied schon nicht sein.“


Veränderung heißt: raus aus der Komfortzone

 

Eine schöne Analogie finden Sie in einem youtube-Video, wo sich ein bootsförmiges Holzstück relativ lange gegen den Uhrzeigersinn dreht (ab 0:16 Sekunden im Video). Man kann es auch im Uhrzeigersinn drehen (ab 0:42 Sekunden im Video), sieht dann aber ein erstaunliches Phänomen: Nach einigen Umdrehungen beginnt das Holzstück zu schlingern, kommt zum Stillstand und dreht sich dann wieder gegen den Uhrzeigersinn. Das ist kein Video-Trick, sondern einfache Physik: im Holzstück gibt es eine asymmetrische Gewichtsverteilung (quasi die „innere Natur“ des Holzstücks), die das Drehen gegen den Uhrzeiger begünstigt. Um ein dauerhaftes Drehen im Uhrzeiger zu bewerkstelligen, müsste die Gewichtsverteilung verändert werden.

 

Wenn wir ein automatisiertes Verhalten verändern möchten, haben wir mehrere Schritte zu bewältigen: Wir brauchen einen Grund dafür (die Überzeugung, dass das Neue besser ist), wir müssen die neue Routine lernen (so lange üben, bis sie automatisiert ist) und uns bewusst werden, wenn wir in Stresssituationen wieder zum alten (automatisierten) Verhalten zurückgreifen.

 

Dabei sind meist mehrere unserer Persönlichkeitsanteile im Widerstreit: Der „Abenteurer“ (Freiheits-Teil, Lebensfreude-Teil, Kreativer Teil) hat Lust auf das Neue und ist bereit, sich ggf. auch anzustrengen und Fehler zu machen. Im Gegensatz dazu ist der „Bewahrer“ (Sicherheits-Teil, Geborgenheits-Teil, Energiehaushalts-Teil) bestrebt, in der Komfortzone zu bleiben und auf das Bekannte zurück zu greifen.

 

Wenn das Bewahren zur Routine geworden ist, ist auch das ein neuronales Muster, das mit jedem Gebrauch verstärkt wird. Insofern ist es sinnvoll, auch das Verändern immer wieder auszuprobieren, um dieses Muster zu entwickeln und ggf. schnell verfügbar zu haben.

Der Veränderungs-Muskel lässt sich aufbauen

 

Für das Trainieren des „Veränderungs-Muskels“ ist das Thema eigentlich ziemlich gleichgültig. Hauptsache anders als üblich. Und es soll Spaß machen oder von uns zumindest als interessant eingestuft werden. Für viele Menschen hat Veränderung den Beigeschmack von Unannehmlichkeiten, Angst, Verlust und Mühe – deshalb sollten beim Trainieren des Veränderungs-Muskels Heiterkeit und Neugierde eine große Rolle spielen.

 

Als Trainingsfelder eigenen sich viele Handlungen, die Sie in ihrem Alltag ausführen, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen. Suchen Sie sich Gewohnheiten – und verändern sie diese (einmal oder auch öfter), um den Automatismus zu durchbrechen und neue Erfahrungen zu machen. Es können kleine und größere Herausforderungen sein, aber fangen Sie mit etwas Leichtem an und steigern Sie erst mit der Zeit den Schwierigkeitsgrad.

 

Hier einige Möglichkeiten:

 

Andere Wege oder Plätze:

Einen anderen Weg zur Arbeit nehmen
Im Supermarkt anders durchgehen als üblich
Wo anders einkaufen (Bioladen, Bauer, Asia-Laden, Türke, Afrikaner)
Am häuslichen Esstisch an einem anderen Platz sitzen
................

 

Alternativen:

Anstatt fernsehen: spazieren gehen, Gespräch führen, meditieren, ...
Öffentliches Verkehrsmittel statt Auto
Statt Kaffee diverse Teesorten ausprobieren
Nichts tun statt agieren
Zuhören statt reden
Fragen stellen statt argumentieren
Jedes Mal, wenn mich etwas ärgert, die Nasenspitze berühren und "Bing!" sagen
................

 

Ohne Licht:

Im Dunkeln duschen, zähneputzen
Sich im Dunkeln rasieren / schminken (am besten am Wochenende, um Misslungenes diskret korrigieren zu können)
Im Dunkeln Spaghetti essen
................

 

Die andere Hand verwenden:

Die Uhr auf der anderen Hand tragen
Beim Essen Messer und Gabel jeweils in die andere Hand nehmen
Mit der anderen Hand Zähne putzen, sich kämmen, die PC-Maus bewegen, ...
................

 

Die Reihenfolge verändern:

Die Zeitung von hinten nach vorne lesen
Das Alphabet von hinten nach vorne aufzählen (Steigerung: jeden 2. Buchstaben auslassen)
Im Restaurant zuerst Kaffee trinken, dann die Hauptspeise und zum Abschluss die Suppe essen
................

 

Neue Perspektiven:

½ - 1 Tag in ungewohnter Umgebung erleben (z.B.: Kindergarten, Tageszentrum eines Seniorenheims, Callcenter, Bauernhof, bei einer Rettung mitfahren, ...)
Auf einem öffentlichen Platz eine Rede halten
Gespräche mit Menschen anderer Kulturen
Eine Orchesterprobe / Theaterprobe erleben
Die Bewegung von Ameisen beobachten
Durch die Fußgängerzone gehen und Passanten bewusst ansehen und lächeln
Menschen in einer Fremdsprache begrüßen
Sich vom Kellner beim Lieblings-Italiener / Chinesen / Inder / Türken / Thailänder einige Wörter in seiner Sprache beibringen lassen (und bis zum nächsten Besuch merken)
................

 


Reflexionsfragen:

 

Vor jedem Experiment:

Was ist für mich dabei die Herausforderung?
Was interessiert mich daran? Wie kann ich das Lustvolle / Heitere hinein bekommen?
Wovor habe ich Angst?
Welche Sätze des Widerstands tauchen in meinem Kopf auf, um mich davon abzuhalten?
Wie motiviere ich mich, es doch zu tun?

 

Nach jedem Experiment:

Wie habe ich es erlebt?
Was waren dabei wichtige Lernerfahrungen?

 

Nach einigen unterschiedlichen Experimenten:

Gab es dabei ähnliche oder sogar gleiche Vermeidungsstrategien (Gedanken, Handlungen)? Welche?
Was waren meine zentralen und wirksamen Motivatoren und Erfolgsmuster, um mich dann doch auf das Neue einzulassen?

 

 

17.04.2014

 

 


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Bei einem routinierten Autofahrer geschieht das Steuern des Autos weitgehend unbewusst und automatisch. Durch ständiges Wiederholen ist ein Übungseffekt entstanden. Genauso, wie ein Muskel durch häufigen Gebrauch stärker wird, werden beim Wiederholen von Handlungen oder Gedanken im Gehirn neuronale Vernetzungen verstärkt. Es entstehen Routinen und Muster, die automatisch ablaufen.


Vor- und Nachteile von Gewohnheiten

 

Routinen haben wesentliche Vorteile: sie sind vertraut, geben Sicherheit und sind meist ökonomisch, weil man nicht mehr bewusst darüber nachdenken muss, und die Fehlerhäufigkeit durch die Übung deutlich vermindert ist.

 

Aber hier liegen auch mögliche Probleme:

 

Wenn sich Rahmenbedingungen verändern, kann man nicht mehr 1:1 auf die Automatismen zurück greifen. Sie können sogar zu fatalen Fehlern führen. Wenn Sie z.B. in England ein rechts gesteuertes Auto im Linksverkehr fahren, ist alles seitenverkehrt. Auch das Gefühl für Distanzen zum linken Fahrbahnrand oder zum Gegenverkehr ist zunächst ziemlich ungewohnt.
Wenn nicht ökonomische Handlungsweisen automatisiert werden, treiben wir bei jeder Wiederholung mehr Aufwand als nötig. Ein Beispiel: Einer meiner Bekannten ist IT-Spezialist im Bereich Softwareoptimierung. Dabei beobachtet er auch User bei der Bedienung der Programme. Ihm fällt immer wieder auf, dass manche SachbearbeiterInnen, die täglich hunderte Copy-paste-Aktionen durchführen, die Maus unnötigerweise auch für Vorgänge verwenden, die man auch mit 2 Fingern der linken Hand machen könnte (oder alternativ mit der rechten Maus-Taste). Dadurch dauert jede Copy-paste-Aktion ca. doppelt so lange. Macht er die MitarbeiterInnen darauf aufmerksam, kommt fast immer der Satz: „Ach wissen Sie, ich bin das so gewohnt – und so groß wird der Unterschied schon nicht sein.“


Veränderung heißt: raus aus der Komfortzone

 

Eine schöne Analogie finden Sie in einem youtube-Video, wo sich ein bootsförmiges Holzstück relativ lange gegen den Uhrzeigersinn dreht (ab 0:16 Sekunden im Video). Man kann es auch im Uhrzeigersinn drehen (ab 0:42 Sekunden im Video), sieht dann aber ein erstaunliches Phänomen: Nach einigen Umdrehungen beginnt das Holzstück zu schlingern, kommt zum Stillstand und dreht sich dann wieder gegen den Uhrzeigersinn. Das ist kein Video-Trick, sondern einfache Physik: im Holzstück gibt es eine asymmetrische Gewichtsverteilung (quasi die „innere Natur“ des Holzstücks), die das Drehen gegen den Uhrzeiger begünstigt. Um ein dauerhaftes Drehen im Uhrzeiger zu bewerkstelligen, müsste die Gewichtsverteilung verändert werden.

 

Wenn wir ein automatisiertes Verhalten verändern möchten, haben wir mehrere Schritte zu bewältigen: Wir brauchen einen Grund dafür (die Überzeugung, dass das Neue besser ist), wir müssen die neue Routine lernen (so lange üben, bis sie automatisiert ist) und uns bewusst werden, wenn wir in Stresssituationen wieder zum alten (automatisierten) Verhalten zurückgreifen.

 

Dabei sind meist mehrere unserer Persönlichkeitsanteile im Widerstreit: Der „Abenteurer“ (Freiheits-Teil, Lebensfreude-Teil, Kreativer Teil) hat Lust auf das Neue und ist bereit, sich ggf. auch anzustrengen und Fehler zu machen. Im Gegensatz dazu ist der „Bewahrer“ (Sicherheits-Teil, Geborgenheits-Teil, Energiehaushalts-Teil) bestrebt, in der Komfortzone zu bleiben und auf das Bekannte zurück zu greifen.

 

Wenn das Bewahren zur Routine geworden ist, ist auch das ein neuronales Muster, das mit jedem Gebrauch verstärkt wird. Insofern ist es sinnvoll, auch das Verändern immer wieder auszuprobieren, um dieses Muster zu entwickeln und ggf. schnell verfügbar zu haben.

Der Veränderungs-Muskel lässt sich aufbauen

 

Für das Trainieren des „Veränderungs-Muskels“ ist das Thema eigentlich ziemlich gleichgültig. Hauptsache anders als üblich. Und es soll Spaß machen oder von uns zumindest als interessant eingestuft werden. Für viele Menschen hat Veränderung den Beigeschmack von Unannehmlichkeiten, Angst, Verlust und Mühe – deshalb sollten beim Trainieren des Veränderungs-Muskels Heiterkeit und Neugierde eine große Rolle spielen.

 

Als Trainingsfelder eigenen sich viele Handlungen, die Sie in ihrem Alltag ausführen, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen. Suchen Sie sich Gewohnheiten – und verändern sie diese (einmal oder auch öfter), um den Automatismus zu durchbrechen und neue Erfahrungen zu machen. Es können kleine und größere Herausforderungen sein, aber fangen Sie mit etwas Leichtem an und steigern Sie erst mit der Zeit den Schwierigkeitsgrad.

 

Hier einige Möglichkeiten:

 

Andere Wege oder Plätze:

Einen anderen Weg zur Arbeit nehmen
Im Supermarkt anders durchgehen als üblich
Wo anders einkaufen (Bioladen, Bauer, Asia-Laden, Türke, Afrikaner)
Am häuslichen Esstisch an einem anderen Platz sitzen
................

 

Alternativen:

Anstatt fernsehen: spazieren gehen, Gespräch führen, meditieren, ...
Öffentliches Verkehrsmittel statt Auto
Statt Kaffee diverse Teesorten ausprobieren
Nichts tun statt agieren
Zuhören statt reden
Fragen stellen statt argumentieren
Jedes Mal, wenn mich etwas ärgert, die Nasenspitze berühren und "Bing!" sagen
................

 

Ohne Licht:

Im Dunkeln duschen, zähneputzen
Sich im Dunkeln rasieren / schminken (am besten am Wochenende, um Misslungenes diskret korrigieren zu können)
Im Dunkeln Spaghetti essen
................

 

Die andere Hand verwenden:

Die Uhr auf der anderen Hand tragen
Beim Essen Messer und Gabel jeweils in die andere Hand nehmen
Mit der anderen Hand Zähne putzen, sich kämmen, die PC-Maus bewegen, ...
................

 

Die Reihenfolge verändern:

Die Zeitung von hinten nach vorne lesen
Das Alphabet von hinten nach vorne aufzählen (Steigerung: jeden 2. Buchstaben auslassen)
Im Restaurant zuerst Kaffee trinken, dann die Hauptspeise und zum Abschluss die Suppe essen
................

 

Neue Perspektiven:

½ - 1 Tag in ungewohnter Umgebung erleben (z.B.: Kindergarten, Tageszentrum eines Seniorenheims, Callcenter, Bauernhof, bei einer Rettung mitfahren, ...)
Auf einem öffentlichen Platz eine Rede halten
Gespräche mit Menschen anderer Kulturen
Eine Orchesterprobe / Theaterprobe erleben
Die Bewegung von Ameisen beobachten
Durch die Fußgängerzone gehen und Passanten bewusst ansehen und lächeln
Menschen in einer Fremdsprache begrüßen
Sich vom Kellner beim Lieblings-Italiener / Chinesen / Inder / Türken / Thailänder einige Wörter in seiner Sprache beibringen lassen (und bis zum nächsten Besuch merken)
................

 


Reflexionsfragen:

 

Vor jedem Experiment:

Was ist für mich dabei die Herausforderung?
Was interessiert mich daran? Wie kann ich das Lustvolle / Heitere hinein bekommen?
Wovor habe ich Angst?
Welche Sätze des Widerstands tauchen in meinem Kopf auf, um mich davon abzuhalten?
Wie motiviere ich mich, es doch zu tun?

 

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Wie habe ich es erlebt?
Was waren dabei wichtige Lernerfahrungen?

 

Nach einigen unterschiedlichen Experimenten:

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