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Leadership

 

 

Wo liegt der Engpass?

 

Wo liegt der Engpass?
Globalisierung, kritische Kunden, Preisdruck, schneller Wandel – das Geschäftsleben ist nicht leicht. Die Antworten von Unternehmen gehen von spontanen Panikaktionen über strategisch gut durchdachte Veränderungen bis zu „Abwarten und Tee trinken“. Abwarten im Sinn von „gelassenem Nachdenken, was zu tun ist“ mag sinnvoll sein. Warten „... dass es von selbst wieder besser wird“ kann tödlich sein.

Krise, was jetzt?!

Von Ludwig Börne stammt folgender Satz:

„In einem wankenden Schiff fällt um wer stillsteht,
nicht diejenigen, die sich bewegen"


Sommerzeit ist Lesezeit – deshalb möchte ich dazu eine Geschichte beisteuern:

Wir schreiben das Jahr 7237 vor Christus. Eine kleine Horde von Jägern und Sammlern zieht durch ein Waldstück. Der ganze Stamm – 25 Männer, Frauen und Kinder – ist ständig in Bewegung auf der Suche nach Nahrung. Die Natur meint es gerade jetzt sehr gut mit ihnen.

 

Auf Bäumen und Sträuchern wachsen Früchte im Überfluss. Auch Beeren und Pilze sind reichlich vorhanden. Alle sind wohl genährt, die Stimmung ist gut. Das Wetter ist angenehm – es hat schon lange kein Unwetter mehr gegeben. Der letzte Regen liegt einige Wochen zurück.

 

Die Menschen bemerken, dass immer mehr Früchte halbreif auf dem Boden liegen, aber das beunruhigt sie nicht weiter. Sie wissen nicht, dass die Pflanzen schon längst zu wenig Wasser bekommen und ums Überleben kämpfen. Dazu werfen sie Früchte ab, um noch genug Wasser zur Versorgung der Blätter zu haben. Nach einigen Wochen weiterer Dürre gibt es keine Früchte mehr. Auch die Beeren und Pilze sind verschwunden. Nun beschließt die Horde, wieder mehr Jagd auf Kleinwild zu machen. Aber die Beute bleibt dürftig. Sie erwischen zu wenig. Außerdem machen ihnen andere umherziehende Horden das Revier streitig und schnappen ihnen oft Beute direkt vor der Nase weg. Das Problem unserer Horde besteht in ihrer aktuellen Struktur: Sie haben nur 1 Jäger! Die anderen Erwachsenen in der Gruppe können zwar erlegtes Wild abhäuten, ausnehmen und kochen, aber sie haben nicht genügend Jagdgeschick und wollen auch nicht jagen. Sie sagen: „Unser Jäger muss sich eben noch mehr anstrengen!“ Aber was soll dieser machen, wenn das Wild knapper und knapper wird und die anderen Horden mit jeweils fünf bis zehn Jägern unterwegs sind?

 

Was muss unser Stamm tun, um überleben zu können? Vor allem: wie lange überlebt er noch, wenn alle weiterhin das tun, was sie immer gemacht haben?



Wo liegt der Engpass?

Eines gleich vorweg: Mit obiger Geschichte trete ich nicht dafür ein, den Kunden als „jagdbares Wild, das es zu erlegen gilt“ zu betrachten. Er ist ein Partner, den es zu gewinnen und zu halten gilt, was heute immer schwerer wird. Die Geschichte charakterisiert, was derzeit in vielen Klein- und Mittelbetrieben Realität ist: Es gibt „1 Jäger“, der die Aufträge bringt – oft der Chef oder ein guter Verkäufer – und viele MitarbeiterInnen, die in einer passiven Rolle warten, bis ein Auftrag herein kommt und diesen dann abarbeiten. Bloß wird es auch hier für den einsamen Jäger immer schwieriger, genug für alle hereinzuholen.

 

Im Juni-Newsletter habe ich das Modell der Persönlichkeits-Ebenen von Robert Dilts vorgestellt (vgl. Robert B. Dilts: "Von der Vision zur Aktion", S. 33):

 

Betrachtet man das System von unten nach oben, so sieht man, dass an der Nahtstelle zwischen äußerer Umgebung und der eigenen Persönlichkeit die Ebene der Verhaltensweisen liegt. Durch meine Handlungen nehme ich direkten Einfluss auf meine Umgebung.

 

Wenn sich die äußeren Umstände (= Ebene „Umgebung“) markant ändern, ist zu überprüfen, ob meine bisherigen Verhaltensweisen geeignet sind, um mit der veränderten Situation gut umzugehen.

 

Das Modell von Dilts kann analog ja auch auf Teams und ganze Organisationen angewendet werden. Auch auf Unternehmensebene ist immer wieder die Frage zu stellen: „TUN wir das Richtige?“

 

Wenn nein, ist ein Blick auf die Ebenen darüber oft ganz aufschlussreich, um Engpässe aufzuspüren.

 


Springen wir zunächst auf die Ebene der „Identität“. Hier sind zwei Fragen interessant:

 

Fördert unser Selbstverständnis als Unternehmen bezogen auf die aktuelle und voraussehbare wirtschaftliche Realität die Überlebens- und Entwicklungs-fähigkeit oder stehen wir auf der „Liste der bedrohten Arten“?
Wenn wir wissen, was zu tun ist: Haben wir im Unternehmen MitarbeiterInnen, die sich dafür „den Hut aufsetzen“?
Wie weit sind MitarbeiterInnen bereit, eine neue Rolle anzunehmen oder ihre alte Rolle flexibler und engagierter zu spielen?
Dazu ein Beispiel: Wenn so wie in unserer Geschichte die Aufträge knapp werden, ist JEDER im Unternehmen, der in irgend einer Weise mit Kunden in Kontakt ist aufgefordert, zur Kunden- bzw. Auftragsgewinnung beizutragen.

Nehmen wir an, ein Entwickler telefoniert mit einem seiner Kunden und bekommt mit, dass dieser ein technisches Problem hat, das aber nicht in seinen eigenen Entwicklungsbereich, sondern in den der F&E-Abteilung eines Schwesterbetriebs fallen würde. Er kann jetzt auf zwei Arten reagieren:

 

1.  Er denkt sich: „Das ist nicht mein Revier“ – und tut nichts (schließlich habe ich selbst ja genug zu tun)

 

2.  Er geht zu seinem F&E-Kollegen im Schwesterbetrieb und macht ihn auf eine Geschäftsmöglichkeit aufmerksam.

 

Entschließt er sich zu Zweiterem ist es wichtig, wie der F&E-Kollege reagiert:

 

a) „Lass mich bloß in Ruhe, ich habe mit meinem bisherigen Kram schon genug am Hals“

 

b) „Danke für die Info. Ich werde der Sache nachgehen und halte dich auf dem Laufenden, was daraus wird.“

 

Fazit: Nur wenn alle Mitarbeiter Aufträge wirklich wollen, werden sie kommen.


Damit kommen wir zur nächsten Ebene – die Ebene der „Werte, Motive und Überzeugungen“. In vielen Unternehmen haben Mitarbeiter noch immer die Überzeugung, dass das Unternehmen dafür verantwortlich ist, dass sie einen Job haben. In schwierigen Zeiten ist die Denkweise gefährlich. Mitarbeiter können viel für die eigene Existenzsicherung tun, wenn ihnen ein aktiver Beitrag zur Existenzsicherung des Unternehmens wichtig ist. Das ist mehr als „brav seine Arbeit machen“. Das ist Mit-Unternehmertum. Dazu mehr im August-Newsletter.

 

Auf der Ebene der Fähigkeiten gilt es, die Prozesse zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu organisieren. Dazu gehört auch die Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen in wichtigen Schlüssel-Fertigkeiten.

 

Von der obersten Ebene „Spiritualität und Sinn“ kommt oft ein beträchtlicher Energieschub, wenn man sich immer wieder die Bedeutung des Unternehmens klar macht:

Welchen Beitrag leistet es zum Wohle Anderer?
Was würde in dieser Welt fehlen, wenn es unser Unternehmen nicht gäbe?

Wenn allen Mitarbeitern immer wieder bewusst wird, wofür das Unternehmen steht, welchen Beitrag es leistet – sowohl für Kunden als auch für die Mitarbeiter – steigt
die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch in schwierigen Zeiten aus der Haltung „Abwarten und Tee trinken“ lösen, sondern „auf die Pirsch gehen“.

 

 

 

22.07.2005

 

 


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Globalisierung, kritische Kunden, Preisdruck, schneller Wandel – das Geschäftsleben ist nicht leicht. Die Antworten von Unternehmen gehen von spontanen Panikaktionen über strategisch gut durchdachte Veränderungen bis zu „Abwarten und Tee trinken“. Abwarten im Sinn von „gelassenem Nachdenken, was zu tun ist“ mag sinnvoll sein. Warten „... dass es von selbst wieder besser wird“ kann tödlich sein.

Krise, was jetzt?!

Von Ludwig Börne stammt folgender Satz:

„In einem wankenden Schiff fällt um wer stillsteht,
nicht diejenigen, die sich bewegen"


Sommerzeit ist Lesezeit – deshalb möchte ich dazu eine Geschichte beisteuern:

Wir schreiben das Jahr 7237 vor Christus. Eine kleine Horde von Jägern und Sammlern zieht durch ein Waldstück. Der ganze Stamm – 25 Männer, Frauen und Kinder – ist ständig in Bewegung auf der Suche nach Nahrung. Die Natur meint es gerade jetzt sehr gut mit ihnen.

 

Auf Bäumen und Sträuchern wachsen Früchte im Überfluss. Auch Beeren und Pilze sind reichlich vorhanden. Alle sind wohl genährt, die Stimmung ist gut. Das Wetter ist angenehm – es hat schon lange kein Unwetter mehr gegeben. Der letzte Regen liegt einige Wochen zurück.

 

Die Menschen bemerken, dass immer mehr Früchte halbreif auf dem Boden liegen, aber das beunruhigt sie nicht weiter. Sie wissen nicht, dass die Pflanzen schon längst zu wenig Wasser bekommen und ums Überleben kämpfen. Dazu werfen sie Früchte ab, um noch genug Wasser zur Versorgung der Blätter zu haben. Nach einigen Wochen weiterer Dürre gibt es keine Früchte mehr. Auch die Beeren und Pilze sind verschwunden. Nun beschließt die Horde, wieder mehr Jagd auf Kleinwild zu machen. Aber die Beute bleibt dürftig. Sie erwischen zu wenig. Außerdem machen ihnen andere umherziehende Horden das Revier streitig und schnappen ihnen oft Beute direkt vor der Nase weg. Das Problem unserer Horde besteht in ihrer aktuellen Struktur: Sie haben nur 1 Jäger! Die anderen Erwachsenen in der Gruppe können zwar erlegtes Wild abhäuten, ausnehmen und kochen, aber sie haben nicht genügend Jagdgeschick und wollen auch nicht jagen. Sie sagen: „Unser Jäger muss sich eben noch mehr anstrengen!“ Aber was soll dieser machen, wenn das Wild knapper und knapper wird und die anderen Horden mit jeweils fünf bis zehn Jägern unterwegs sind?

 

Was muss unser Stamm tun, um überleben zu können? Vor allem: wie lange überlebt er noch, wenn alle weiterhin das tun, was sie immer gemacht haben?



Wo liegt der Engpass?

Eines gleich vorweg: Mit obiger Geschichte trete ich nicht dafür ein, den Kunden als „jagdbares Wild, das es zu erlegen gilt“ zu betrachten. Er ist ein Partner, den es zu gewinnen und zu halten gilt, was heute immer schwerer wird. Die Geschichte charakterisiert, was derzeit in vielen Klein- und Mittelbetrieben Realität ist: Es gibt „1 Jäger“, der die Aufträge bringt – oft der Chef oder ein guter Verkäufer – und viele MitarbeiterInnen, die in einer passiven Rolle warten, bis ein Auftrag herein kommt und diesen dann abarbeiten. Bloß wird es auch hier für den einsamen Jäger immer schwieriger, genug für alle hereinzuholen.

 

Im Juni-Newsletter habe ich das Modell der Persönlichkeits-Ebenen von Robert Dilts vorgestellt (vgl. Robert B. Dilts: "Von der Vision zur Aktion", S. 33):

 

Betrachtet man das System von unten nach oben, so sieht man, dass an der Nahtstelle zwischen äußerer Umgebung und der eigenen Persönlichkeit die Ebene der Verhaltensweisen liegt. Durch meine Handlungen nehme ich direkten Einfluss auf meine Umgebung.

 

Wenn sich die äußeren Umstände (= Ebene „Umgebung“) markant ändern, ist zu überprüfen, ob meine bisherigen Verhaltensweisen geeignet sind, um mit der veränderten Situation gut umzugehen.

 

Das Modell von Dilts kann analog ja auch auf Teams und ganze Organisationen angewendet werden. Auch auf Unternehmensebene ist immer wieder die Frage zu stellen: „TUN wir das Richtige?“

 

Wenn nein, ist ein Blick auf die Ebenen darüber oft ganz aufschlussreich, um Engpässe aufzuspüren.

 


Springen wir zunächst auf die Ebene der „Identität“. Hier sind zwei Fragen interessant:

 

Fördert unser Selbstverständnis als Unternehmen bezogen auf die aktuelle und voraussehbare wirtschaftliche Realität die Überlebens- und Entwicklungs-fähigkeit oder stehen wir auf der „Liste der bedrohten Arten“?
Wenn wir wissen, was zu tun ist: Haben wir im Unternehmen MitarbeiterInnen, die sich dafür „den Hut aufsetzen“?
Wie weit sind MitarbeiterInnen bereit, eine neue Rolle anzunehmen oder ihre alte Rolle flexibler und engagierter zu spielen?
Dazu ein Beispiel: Wenn so wie in unserer Geschichte die Aufträge knapp werden, ist JEDER im Unternehmen, der in irgend einer Weise mit Kunden in Kontakt ist aufgefordert, zur Kunden- bzw. Auftragsgewinnung beizutragen.

Nehmen wir an, ein Entwickler telefoniert mit einem seiner Kunden und bekommt mit, dass dieser ein technisches Problem hat, das aber nicht in seinen eigenen Entwicklungsbereich, sondern in den der F&E-Abteilung eines Schwesterbetriebs fallen würde. Er kann jetzt auf zwei Arten reagieren:

 

1.  Er denkt sich: „Das ist nicht mein Revier“ – und tut nichts (schließlich habe ich selbst ja genug zu tun)

 

2.  Er geht zu seinem F&E-Kollegen im Schwesterbetrieb und macht ihn auf eine Geschäftsmöglichkeit aufmerksam.

 

Entschließt er sich zu Zweiterem ist es wichtig, wie der F&E-Kollege reagiert:

 

a) „Lass mich bloß in Ruhe, ich habe mit meinem bisherigen Kram schon genug am Hals“

 

b) „Danke für die Info. Ich werde der Sache nachgehen und halte dich auf dem Laufenden, was daraus wird.“

 

Fazit: Nur wenn alle Mitarbeiter Aufträge wirklich wollen, werden sie kommen.


Damit kommen wir zur nächsten Ebene – die Ebene der „Werte, Motive und Überzeugungen“. In vielen Unternehmen haben Mitarbeiter noch immer die Überzeugung, dass das Unternehmen dafür verantwortlich ist, dass sie einen Job haben. In schwierigen Zeiten ist die Denkweise gefährlich. Mitarbeiter können viel für die eigene Existenzsicherung tun, wenn ihnen ein aktiver Beitrag zur Existenzsicherung des Unternehmens wichtig ist. Das ist mehr als „brav seine Arbeit machen“. Das ist Mit-Unternehmertum. Dazu mehr im August-Newsletter.

 

Auf der Ebene der Fähigkeiten gilt es, die Prozesse zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu organisieren. Dazu gehört auch die Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen in wichtigen Schlüssel-Fertigkeiten.

 

Von der obersten Ebene „Spiritualität und Sinn“ kommt oft ein beträchtlicher Energieschub, wenn man sich immer wieder die Bedeutung des Unternehmens klar macht:

Welchen Beitrag leistet es zum Wohle Anderer?
Was würde in dieser Welt fehlen, wenn es unser Unternehmen nicht gäbe?

Wenn allen Mitarbeitern immer wieder bewusst wird, wofür das Unternehmen steht, welchen Beitrag es leistet – sowohl für Kunden als auch für die Mitarbeiter – steigt
die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch in schwierigen Zeiten aus der Haltung „Abwarten und Tee trinken“ lösen, sondern „auf die Pirsch gehen“.

 

 

 

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