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Konflikte, Krisen & Emotionen

 

 

Unser „Notfallprogramm“ für Grenzsituationen

 

Sie wollen die Straße überqueren, haben es sehr eilig und treten vom Gehsteig herunter, ohne richtig auf den Verkehr zu achten. Plötzlich hören Sie von links das Geräusch quietschender Reifen und ein lautes Hupen. Was tun Sie?


Überleben hat Priorität, Nachdenken können wir später

In bedrohlichen Situationen reagieren wir blitzschnell. In obigem Beispiel werden wir uns wahrscheinlich mit einem Sprung zurück auf den Gehsteig in Sicherheit bringen. Unser limbisches System im Gehirn hat das Schallsignal als gefährlich eingestuft und unser Notfallprogramm aktiviert: Flucht, Kampf oder Totstellen. Der Pegel von Adrenalin und Cortisol schnellt in die Höhe, Energie wird in die Muskulatur geleitet, eine schnelle Rettungsaktion soll unser Überleben sichern. Diese automatischen Reaktionen werden von älteren Hirnregionen gesteuert, während gleichzeitig aus denjenigen Hirnarealen Energie abgezogen wird, die für analytisches und kreatives Denken zuständig sind. Langes Nachdenken über Handlungsalternativen wäre in einer akuten Bedrohungssituation lebensgefährlich. Daher sind wir erst einige Minuten später wieder fähig klar zu denken.


Auch potenzielle Probleme können das Notfallprogramm aktivieren

Auch im unternehmerischen Kontext gibt es immer wieder bedrohliche Szenarien: ein Großkunde (für den Sie direkt zuständig sind) hat einen Auftrag storniert, ein von Ihnen geleitetes Projekt droht ein Misserfolg zu werden, Ihr Unternehmen soll verkauft werden und der Käufer wird wahrscheinlich Arbeitsplätze abbauen – vielleicht auch Ihren.

 

Wenn wir mit einem solchen Szenario konfrontiert werden, spielt sich in Organismus eine ähnliche Stressreaktion wie vorhin beschrieben ab: Die Situation wird durch das limbische System überprüft: ist sie potentiell gut für mich oder droht mir ein Problem? Kommt das limbische System zum Ergebnis, dass es bedrohlich werden könnte, erfolgt die Ausschüttung von Stresshormonen – der Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet (manchmal erfolgt auch das „Totstellen“ in Form einer Schrecksekunde). Nur: es wird nicht gekämpft oder geflüchtet. Die Bedrohung ist jetzt noch gar nicht real – sie kommt vielleicht in einer Woche, einem Jahr oder gar nicht. Unser limbisches System bewertet nämlich nicht nur bedrohliche Signale von außen (z.B.: Reifen-quietschen), sondern auch jeden Gedanken, den wir selbst produzieren.

 

Wenn wir also an ein Bedrohungsszenario denken, spielen sich auf verschiedenen Ebenen unseres Wesens spontane Reaktionen ab:

1.  Körperliche Ebene:
Anspannung, Zusammenziehen, Kleinmachen
Druck / Verkrampfung im Magen
Schweißausbruch (siedendheiß oder kalter Schweiß)
Stockender Atem

2.  Emotionale Ebene:
Unsicherheit, Angst, Panik
Ärger, Wut
Druck
Verzweiflung

3.  Mentale Ebene:
„Hoppla“, was ist denn das?
„Sch...! Das hat mir gerade noch gefehlt!“
„Warum muss so etwas immer mir passieren!?“ (Opfer-Haltung)
„Die sind wohl wahnsinnig geworden!“ (Täter gefunden)
„Wenn das so weitergeht, bricht alles zusammen!“
„Was soll ich denn bloß tun?“

4.  Verhaltens-Ebene:
Innehalten und nachdenken
Kampf
Flucht
Erstarren, blockieren („Totstellen“)

Je nachdem, wie gut wir auf solche Situationen vorbereitet sind, reagieren wir moderat (z.B.: leicht mulmiges Gefühl im Magen, Unsicherheit, „Hoppla“ , innehalten und nachdenken) bis sehr heftig (z.B.: blockierende Körperreaktionen, Panik, Katastrophengedanken, spontane unüberlegte „Überlebensaktionen“).


Beim Bewältigen künftiger Bedrohungen ist das limbische Notfallprogramm kontraproduktiv

In akuten Gefahrensituationen ist das Notfallprogramm sinnvoll. Bei der Bewältigung von schwierigen Situationen, deren potentiellen negativen Folgen in der Zukunft liegen, ergibt sich folgendes Problem: Je stärker die limbische Stressreaktion erfolgt, desto mehr wird auch vorübergehend die Fähigkeit zum analytisch-kreativen Denken eingeschränkt. Es fällt uns dann oft schwer, die Situation neutral von allen Seiten zu betrachten, sondern wir sehen (wie das Kaninchen vor der Schlange) nur den drohenden Schaden und steigern uns möglicherweise immer tiefer in das Schreckens-szenario hinein. Gleichzeitig fehlt uns die nötige Kreativität, um sinnvolle Handlungsoptionen zu erkennen, mit denen die Situation ein gutes Ende nehmen könnte. Stattdessen kommen immer mehr Gedanken, in denen wir uns selbst als hilflos sehen.
Aus diesem Grund ist es in solchen Fällen sinnvoll, möglichst rasch aus dem automatisch ablaufenden Notfallprogramm auszusteigen, um die Klarheit und Zuversicht zurückzuerlangen, die für das erfolgreiche Bewältigen der potenziellen Krise erforderlich sind.
Ansatzpunkte für diese „emotionale Notbremsung“ finden Sie im Beitrag "In Grenzsituationen handlungsfähig bleiben".



 

16.11.2006

 

 


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Sie wollen die Straße überqueren, haben es sehr eilig und treten vom Gehsteig herunter, ohne richtig auf den Verkehr zu achten. Plötzlich hören Sie von links das Geräusch quietschender Reifen und ein lautes Hupen. Was tun Sie?


Überleben hat Priorität, Nachdenken können wir später

In bedrohlichen Situationen reagieren wir blitzschnell. In obigem Beispiel werden wir uns wahrscheinlich mit einem Sprung zurück auf den Gehsteig in Sicherheit bringen. Unser limbisches System im Gehirn hat das Schallsignal als gefährlich eingestuft und unser Notfallprogramm aktiviert: Flucht, Kampf oder Totstellen. Der Pegel von Adrenalin und Cortisol schnellt in die Höhe, Energie wird in die Muskulatur geleitet, eine schnelle Rettungsaktion soll unser Überleben sichern. Diese automatischen Reaktionen werden von älteren Hirnregionen gesteuert, während gleichzeitig aus denjenigen Hirnarealen Energie abgezogen wird, die für analytisches und kreatives Denken zuständig sind. Langes Nachdenken über Handlungsalternativen wäre in einer akuten Bedrohungssituation lebensgefährlich. Daher sind wir erst einige Minuten später wieder fähig klar zu denken.


Auch potenzielle Probleme können das Notfallprogramm aktivieren

Auch im unternehmerischen Kontext gibt es immer wieder bedrohliche Szenarien: ein Großkunde (für den Sie direkt zuständig sind) hat einen Auftrag storniert, ein von Ihnen geleitetes Projekt droht ein Misserfolg zu werden, Ihr Unternehmen soll verkauft werden und der Käufer wird wahrscheinlich Arbeitsplätze abbauen – vielleicht auch Ihren.

 

Wenn wir mit einem solchen Szenario konfrontiert werden, spielt sich in Organismus eine ähnliche Stressreaktion wie vorhin beschrieben ab: Die Situation wird durch das limbische System überprüft: ist sie potentiell gut für mich oder droht mir ein Problem? Kommt das limbische System zum Ergebnis, dass es bedrohlich werden könnte, erfolgt die Ausschüttung von Stresshormonen – der Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet (manchmal erfolgt auch das „Totstellen“ in Form einer Schrecksekunde). Nur: es wird nicht gekämpft oder geflüchtet. Die Bedrohung ist jetzt noch gar nicht real – sie kommt vielleicht in einer Woche, einem Jahr oder gar nicht. Unser limbisches System bewertet nämlich nicht nur bedrohliche Signale von außen (z.B.: Reifen-quietschen), sondern auch jeden Gedanken, den wir selbst produzieren.

 

Wenn wir also an ein Bedrohungsszenario denken, spielen sich auf verschiedenen Ebenen unseres Wesens spontane Reaktionen ab:

1.  Körperliche Ebene:
Anspannung, Zusammenziehen, Kleinmachen
Druck / Verkrampfung im Magen
Schweißausbruch (siedendheiß oder kalter Schweiß)
Stockender Atem

2.  Emotionale Ebene:
Unsicherheit, Angst, Panik
Ärger, Wut
Druck
Verzweiflung

3.  Mentale Ebene:
„Hoppla“, was ist denn das?
„Sch...! Das hat mir gerade noch gefehlt!“
„Warum muss so etwas immer mir passieren!?“ (Opfer-Haltung)
„Die sind wohl wahnsinnig geworden!“ (Täter gefunden)
„Wenn das so weitergeht, bricht alles zusammen!“
„Was soll ich denn bloß tun?“

4.  Verhaltens-Ebene:
Innehalten und nachdenken
Kampf
Flucht
Erstarren, blockieren („Totstellen“)

Je nachdem, wie gut wir auf solche Situationen vorbereitet sind, reagieren wir moderat (z.B.: leicht mulmiges Gefühl im Magen, Unsicherheit, „Hoppla“ , innehalten und nachdenken) bis sehr heftig (z.B.: blockierende Körperreaktionen, Panik, Katastrophengedanken, spontane unüberlegte „Überlebensaktionen“).


Beim Bewältigen künftiger Bedrohungen ist das limbische Notfallprogramm kontraproduktiv

In akuten Gefahrensituationen ist das Notfallprogramm sinnvoll. Bei der Bewältigung von schwierigen Situationen, deren potentiellen negativen Folgen in der Zukunft liegen, ergibt sich folgendes Problem: Je stärker die limbische Stressreaktion erfolgt, desto mehr wird auch vorübergehend die Fähigkeit zum analytisch-kreativen Denken eingeschränkt. Es fällt uns dann oft schwer, die Situation neutral von allen Seiten zu betrachten, sondern wir sehen (wie das Kaninchen vor der Schlange) nur den drohenden Schaden und steigern uns möglicherweise immer tiefer in das Schreckens-szenario hinein. Gleichzeitig fehlt uns die nötige Kreativität, um sinnvolle Handlungsoptionen zu erkennen, mit denen die Situation ein gutes Ende nehmen könnte. Stattdessen kommen immer mehr Gedanken, in denen wir uns selbst als hilflos sehen.
Aus diesem Grund ist es in solchen Fällen sinnvoll, möglichst rasch aus dem automatisch ablaufenden Notfallprogramm auszusteigen, um die Klarheit und Zuversicht zurückzuerlangen, die für das erfolgreiche Bewältigen der potenziellen Krise erforderlich sind.
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