Konstruktiver Umgang mit Grenzen und Krisen – Teil 2
Rechts von der 45-Grad-Linie befindet sich unsere „Komfort-Zone“, d.h.: dort wissen wir, „wie der Hase läuft“. Hier erfolgt kein Lernen im Sinn der Erweiterung unserer Fähigkeiten – wozu auch? | |
Nahe an der 45-Grad-Linie fühlen wir uns üblicherweise am wohlsten. Wir wollen und brauchen Herausforderungen – und in der Nähe dieser Linie entsprechen unsere Fähigkeiten in Bezug auf diese spezielle Aufgabe ziemlich genau der aktuellen Anforderung. | |
Je weiter wir nach rechts unten kommen, desto unzufriedener werden wir infolge der mit der Unterforderung verbundenen Langeweile. | |
Links von der 45-Grad-Linie beginnt Neuland. Hier reichen unsere bisherigen Fähigkeiten noch nicht aus, um die Anforderung zu bewältigen. | |
In der Stretch- bzw. Stress-Zone mag ein wenig Unsicherheit da sein, aber wir sind zuversichtlich und probieren neue Handlungsweisen aus. Sind diese erfolgreich, haben wir etwas Wichtiges dazugelernt und unsere Komfort-Zone ist größer geworden. | |
Ist der Schritt ins Neuland allerdings zu groß, kommen wir anstatt in die Lern-Zone in einen Panik-Zustand, in dem ein „innerer Kurzschluss“ uns davon abhält, diesen Schritt tatsächlich zu tun: Überleben ist wichtiger als Lernen. | |
An diesem Punkt gibt es grundsätzlich zwei Optionen:
Ich treffe die Einschätzung, dass die Anforderung für mich sinnvoll ist und ich sie annehme | |
Ich erkenne und akzeptiere, dass „das nicht mehr mein Spiel ist“ | |
Wenn ich die Aufwand-Nutzen-Bilanz betrachte: Lohnt es sich, Zeit und Energie in die Entwicklung der erforderlichen Fähigkeiten zu investieren, d.h.: ist diese Sache so wichtig oder/und kann ich die neuen Fähigkeiten auch in anderen für mich wichtigen Bereichen einsetzen? | |
Kann ich meine Fähigkeiten zum Bewältigen dieser Anforderung trainieren (d.h.: habe ich noch Entwicklungspotential) oder bewege ich mich auf einem Gebiet, das vom Grundsatz her schon nicht mehr zu mir passt? | |
Ist diese Grenze aus Gesundheitsgründen von mir zu respektieren (ich könnte die Anforderung zwar mit einem hohen Aufwand an Anstrengung und Willen bewältigen, aber die damit verbundene Stressbelastung wäre möglicherweise eine gravierende gesundheitliche Selbstgefährdung)? | |
Welche vorhandenen Fähigkeiten helfen mir bei der Bewältigung der Herausforderung? | |
Welche konkreten neuen Fähigkeiten brauche ich? | |
Wie, wo und wann kann ich sie entwickeln? | |
Welche vorhandenen Fähigkeiten kann ich einsetzen, um die neuen Fähigkeiten zu entwickeln und zu trainieren? | |
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)? | |
Kann ich in meinem bisherigen Umfeld weitermachen, auch wenn ich diese neue Herausforderung nicht annehme? | |
Wenn ja: Wie sage ich auf konstruktive Weise „Nein“? | |
Wenn nein: Wann und wie steige ich aus, ohne Schaden zu nehmen? | |
Was ist für mich eine sinnvolle Alternative zu diesem Spiel? | |
Wie steige ich in dieses ein? | |
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)? | |
Die Grenze wäre zu respektieren, aber aus Angst vor negativen Konsequenzen seitens des Umfeldes überfordern wir uns und riskieren gesundheitliche Probleme. | |
Wir sehen eine (vermeintliche) Grenze als unverrückbar an und nehmen das zum Anlass, es erst gar nicht zu versuchen. Das zeigt sich in mangelndem Selbstvertrauen („Das schaffe ich nie“) oder es wird durch scheinbar rationale Argumenten bekräftigt („Das geht nicht, weil ...“). | |
Zwei Samenkörner
Es steckten einmal zwei Samenkörner nebeneinander im Boden.
Der erste Samen sprach: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln tief in die Erde senden und ich will als kleines Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und herwehen lassen und den Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen!"
Und so wuchs der Samen zu einer kräftigen Pflanze.
Der zweite Samen sprach: "Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dort oben über der Erde auf mich lauert. Es kann so viel geschehen, wenn ich wachse. Nein, ich bleibe lieber hier in Sicherheit und warte, bis es sicherer ist."
Und so verblieb der Samen in der Erde und wartete.
Eines Morgens kam eine Henne vorbei. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im Boden und fraß ihn auf.
20.04.2006
Für mich persönlich |
Zukunft gestalten |
Konflikte, Krisen & Emotionen |
Leadership |
Teamwork |
Gastbeiträge |
Konstruktiver Umgang mit Grenzen und Krisen – Teil 2
Rechts von der 45-Grad-Linie befindet sich unsere „Komfort-Zone“, d.h.: dort wissen wir, „wie der Hase läuft“. Hier erfolgt kein Lernen im Sinn der Erweiterung unserer Fähigkeiten – wozu auch? | |
Nahe an der 45-Grad-Linie fühlen wir uns üblicherweise am wohlsten. Wir wollen und brauchen Herausforderungen – und in der Nähe dieser Linie entsprechen unsere Fähigkeiten in Bezug auf diese spezielle Aufgabe ziemlich genau der aktuellen Anforderung. | |
Je weiter wir nach rechts unten kommen, desto unzufriedener werden wir infolge der mit der Unterforderung verbundenen Langeweile. | |
Links von der 45-Grad-Linie beginnt Neuland. Hier reichen unsere bisherigen Fähigkeiten noch nicht aus, um die Anforderung zu bewältigen. | |
In der Stretch- bzw. Stress-Zone mag ein wenig Unsicherheit da sein, aber wir sind zuversichtlich und probieren neue Handlungsweisen aus. Sind diese erfolgreich, haben wir etwas Wichtiges dazugelernt und unsere Komfort-Zone ist größer geworden. | |
Ist der Schritt ins Neuland allerdings zu groß, kommen wir anstatt in die Lern-Zone in einen Panik-Zustand, in dem ein „innerer Kurzschluss“ uns davon abhält, diesen Schritt tatsächlich zu tun: Überleben ist wichtiger als Lernen. | |
An diesem Punkt gibt es grundsätzlich zwei Optionen:
Ich treffe die Einschätzung, dass die Anforderung für mich sinnvoll ist und ich sie annehme | |
Ich erkenne und akzeptiere, dass „das nicht mehr mein Spiel ist“ | |
Wenn ich die Aufwand-Nutzen-Bilanz betrachte: Lohnt es sich, Zeit und Energie in die Entwicklung der erforderlichen Fähigkeiten zu investieren, d.h.: ist diese Sache so wichtig oder/und kann ich die neuen Fähigkeiten auch in anderen für mich wichtigen Bereichen einsetzen? | |
Kann ich meine Fähigkeiten zum Bewältigen dieser Anforderung trainieren (d.h.: habe ich noch Entwicklungspotential) oder bewege ich mich auf einem Gebiet, das vom Grundsatz her schon nicht mehr zu mir passt? | |
Ist diese Grenze aus Gesundheitsgründen von mir zu respektieren (ich könnte die Anforderung zwar mit einem hohen Aufwand an Anstrengung und Willen bewältigen, aber die damit verbundene Stressbelastung wäre möglicherweise eine gravierende gesundheitliche Selbstgefährdung)? | |
Welche vorhandenen Fähigkeiten helfen mir bei der Bewältigung der Herausforderung? | |
Welche konkreten neuen Fähigkeiten brauche ich? | |
Wie, wo und wann kann ich sie entwickeln? | |
Welche vorhandenen Fähigkeiten kann ich einsetzen, um die neuen Fähigkeiten zu entwickeln und zu trainieren? | |
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)? | |
Kann ich in meinem bisherigen Umfeld weitermachen, auch wenn ich diese neue Herausforderung nicht annehme? | |
Wenn ja: Wie sage ich auf konstruktive Weise „Nein“? | |
Wenn nein: Wann und wie steige ich aus, ohne Schaden zu nehmen? | |
Was ist für mich eine sinnvolle Alternative zu diesem Spiel? | |
Wie steige ich in dieses ein? | |
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)? | |
Die Grenze wäre zu respektieren, aber aus Angst vor negativen Konsequenzen seitens des Umfeldes überfordern wir uns und riskieren gesundheitliche Probleme. | |
Wir sehen eine (vermeintliche) Grenze als unverrückbar an und nehmen das zum Anlass, es erst gar nicht zu versuchen. Das zeigt sich in mangelndem Selbstvertrauen („Das schaffe ich nie“) oder es wird durch scheinbar rationale Argumenten bekräftigt („Das geht nicht, weil ...“). | |
Zwei Samenkörner
Es steckten einmal zwei Samenkörner nebeneinander im Boden.
Der erste Samen sprach: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln tief in die Erde senden und ich will als kleines Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und herwehen lassen und den Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen!"
Und so wuchs der Samen zu einer kräftigen Pflanze.
Der zweite Samen sprach: "Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dort oben über der Erde auf mich lauert. Es kann so viel geschehen, wenn ich wachse. Nein, ich bleibe lieber hier in Sicherheit und warte, bis es sicherer ist."
Und so verblieb der Samen in der Erde und wartete.
Eines Morgens kam eine Henne vorbei. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im Boden und fraß ihn auf.
20.04.2006
KONTAKT | WEITERES | RECHTLICHES |
Dr. Gerhard Kapl – Consulting • Training • Coaching |
KONTAKT
Dr. Gerhard Kapl – Consulting • Training • Coaching
Lärchenauerstraße 2a
4020 Linz, Österreich
Telefon +43 699 10 78 78 05
E-Mail: office@kapl.at