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Konflikte, Krisen & Emotionen

 

 

Konstruktiver Umgang mit Grenzen und Krisen – Teil 2

 

Chronischer Stress und Burnout sind Anzeichen von permanenten Grenzüber-schreitungen. Das Wort „Über-Forderung“ drückt es deutlich aus: Die AN-FORDERUNG, die an mich gestellt wird oder die ich selbst an mich stelle, liegt ÜBER meinen aktuellen Fähigkeiten. Je nach Ausmaß der Überforderung kann diese Situation persönliche Entwicklung fördern, aber auch gesundheitsschädigend wirken.

Eine Grenze ist das Ende des „Normalbetriebs“

In folgender Abbildung (analog dem „Flow-Prinzip“ von Mihaly Csikszentmihalyi) sieht man den Zusammenhang zwischen Anforderungen und Fähigkeiten:

 

 

 

 

 

 

 

 


Rechts von der 45-Grad-Linie befindet sich unsere „Komfort-Zone“, d.h.: dort wissen wir, „wie der Hase läuft“. Hier erfolgt kein Lernen im Sinn der Erweiterung unserer Fähigkeiten – wozu auch?
Nahe an der 45-Grad-Linie fühlen wir uns üblicherweise am wohlsten. Wir wollen und brauchen Herausforderungen – und in der Nähe dieser Linie entsprechen unsere Fähigkeiten in Bezug auf diese spezielle Aufgabe ziemlich genau der aktuellen Anforderung.
Je weiter wir nach rechts unten kommen, desto unzufriedener werden wir infolge der mit der Unterforderung verbundenen Langeweile.
Links von der 45-Grad-Linie beginnt Neuland. Hier reichen unsere bisherigen Fähigkeiten noch nicht aus, um die Anforderung zu bewältigen.
In der Stretch- bzw. Stress-Zone mag ein wenig Unsicherheit da sein, aber wir sind zuversichtlich und probieren neue Handlungsweisen aus. Sind diese erfolgreich, haben wir etwas Wichtiges dazugelernt und unsere Komfort-Zone ist größer geworden.
Ist der Schritt ins Neuland allerdings zu groß, kommen wir anstatt in die Lern-Zone in einen Panik-Zustand, in dem ein „innerer Kurzschluss“ uns davon abhält, diesen Schritt tatsächlich zu tun: Überleben ist wichtiger als Lernen.


Die Grenze ist eine Wahlmöglichkeit

Wir erleben ein Ereignis dann als Grenzsituation, wenn sie unsere Fähigkeiten vermeintlich deutlich übersteigt. Sie katapultiert uns aus unserer „Komfortzone“ heraus und zwingt uns zur Aktivierung von grenzerweiternden Handlungen.

 

An diesem Punkt gibt es grundsätzlich zwei Optionen:

 

Ich treffe die Einschätzung, dass die Anforderung für mich sinnvoll ist und ich sie annehme
Ich erkenne und akzeptiere, dass „das nicht mehr mein Spiel ist“

Folgende Fragen können die Entscheidung erleichtern:

 

Wenn ich die Aufwand-Nutzen-Bilanz betrachte: Lohnt es sich, Zeit und Energie in die Entwicklung der erforderlichen Fähigkeiten zu investieren, d.h.: ist diese Sache so wichtig oder/und kann ich die neuen Fähigkeiten auch in anderen für mich wichtigen Bereichen einsetzen?
Kann ich meine Fähigkeiten zum Bewältigen dieser Anforderung trainieren (d.h.: habe ich noch Entwicklungspotential) oder bewege ich mich auf einem Gebiet, das vom Grundsatz her schon nicht mehr zu mir passt?
Ist diese Grenze aus Gesundheitsgründen von mir zu respektieren (ich könnte die Anforderung zwar mit einem hohen Aufwand an Anstrengung und Willen bewältigen, aber die damit verbundene Stressbelastung wäre möglicherweise eine gravierende gesundheitliche Selbstgefährdung)?


Die Herausforderung annehmen

Entscheide ich mich für die Herausforderung, so stellen sich z.B. folgende weitere Fragen:

 

Welche vorhandenen Fähigkeiten helfen mir bei der Bewältigung der Herausforderung?
Welche konkreten neuen Fähigkeiten brauche ich?
Wie, wo und wann kann ich sie entwickeln?
Welche vorhandenen Fähigkeiten kann ich einsetzen, um die neuen Fähigkeiten zu entwickeln und zu trainieren?
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)?


Ein anderes Spiel wählen

Komme ich hingegen zu der Einsicht, dass sich der Aufwand nicht lohnt, helfen folgende Fragen weiter:

 

Kann ich in meinem bisherigen Umfeld weitermachen, auch wenn ich diese neue Herausforderung nicht annehme?
Wenn ja: Wie sage ich auf konstruktive Weise „Nein“?
Wenn nein: Wann und wie steige ich aus, ohne Schaden zu nehmen?
Was ist für mich eine sinnvolle Alternative zu diesem Spiel?
Wie steige ich in dieses ein?
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)?


Wähle weise – denn es hat Konsequenzen

„Die Einsicht in das Mögliche und Unmögliche ist es,
was den Helden vom Abenteurer unterscheidet.“
Theodor Mommsen (1817-1903), dt. Historiker


In der Praxis zeigt sich, dass die Entscheidung für eine der beiden Optionen gar nicht so einfach ist und häufig die falsche Wahl getroffen wird, z.B.:

 

Die Grenze wäre zu respektieren, aber aus Angst vor negativen Konsequenzen seitens des Umfeldes überfordern wir uns und riskieren gesundheitliche Probleme.
Wir sehen eine (vermeintliche) Grenze als unverrückbar an und nehmen das zum Anlass, es erst gar nicht zu versuchen. Das zeigt sich in mangelndem Selbstvertrauen („Das schaffe ich nie“) oder es wird durch scheinbar rationale Argumenten bekräftigt („Das geht nicht, weil ...“).

Dazu zum Abschluss eine kleine Geschichte (Quelle: Jack Canfield und Christiane Radünz: "Hühnersuppe für die Seele: Geschichten, die das Herz erwärmen"):

Zwei Samenkörner
Es steckten einmal zwei Samenkörner nebeneinander im Boden.
Der erste Samen sprach: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln tief in die Erde senden und ich will als kleines Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und herwehen lassen und den Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen!"

 

Und so wuchs der Samen zu einer kräftigen Pflanze.

 

Der zweite Samen sprach: "Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dort oben über der Erde auf mich lauert. Es kann so viel geschehen, wenn ich wachse. Nein, ich bleibe lieber hier in Sicherheit und warte, bis es sicherer ist."

 

Und so verblieb der Samen in der Erde und wartete.

 

Eines Morgens kam eine Henne vorbei. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im Boden und fraß ihn auf.


 

20.04.2006

 

 


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Chronischer Stress und Burnout sind Anzeichen von permanenten Grenzüber-schreitungen. Das Wort „Über-Forderung“ drückt es deutlich aus: Die AN-FORDERUNG, die an mich gestellt wird oder die ich selbst an mich stelle, liegt ÜBER meinen aktuellen Fähigkeiten. Je nach Ausmaß der Überforderung kann diese Situation persönliche Entwicklung fördern, aber auch gesundheitsschädigend wirken.

Eine Grenze ist das Ende des „Normalbetriebs“

In folgender Abbildung (analog dem „Flow-Prinzip“ von Mihaly Csikszentmihalyi) sieht man den Zusammenhang zwischen Anforderungen und Fähigkeiten:

 

 

 

 

 

 

 

 


Rechts von der 45-Grad-Linie befindet sich unsere „Komfort-Zone“, d.h.: dort wissen wir, „wie der Hase läuft“. Hier erfolgt kein Lernen im Sinn der Erweiterung unserer Fähigkeiten – wozu auch?
Nahe an der 45-Grad-Linie fühlen wir uns üblicherweise am wohlsten. Wir wollen und brauchen Herausforderungen – und in der Nähe dieser Linie entsprechen unsere Fähigkeiten in Bezug auf diese spezielle Aufgabe ziemlich genau der aktuellen Anforderung.
Je weiter wir nach rechts unten kommen, desto unzufriedener werden wir infolge der mit der Unterforderung verbundenen Langeweile.
Links von der 45-Grad-Linie beginnt Neuland. Hier reichen unsere bisherigen Fähigkeiten noch nicht aus, um die Anforderung zu bewältigen.
In der Stretch- bzw. Stress-Zone mag ein wenig Unsicherheit da sein, aber wir sind zuversichtlich und probieren neue Handlungsweisen aus. Sind diese erfolgreich, haben wir etwas Wichtiges dazugelernt und unsere Komfort-Zone ist größer geworden.
Ist der Schritt ins Neuland allerdings zu groß, kommen wir anstatt in die Lern-Zone in einen Panik-Zustand, in dem ein „innerer Kurzschluss“ uns davon abhält, diesen Schritt tatsächlich zu tun: Überleben ist wichtiger als Lernen.


Die Grenze ist eine Wahlmöglichkeit

Wir erleben ein Ereignis dann als Grenzsituation, wenn sie unsere Fähigkeiten vermeintlich deutlich übersteigt. Sie katapultiert uns aus unserer „Komfortzone“ heraus und zwingt uns zur Aktivierung von grenzerweiternden Handlungen.

 

An diesem Punkt gibt es grundsätzlich zwei Optionen:

 

Ich treffe die Einschätzung, dass die Anforderung für mich sinnvoll ist und ich sie annehme
Ich erkenne und akzeptiere, dass „das nicht mehr mein Spiel ist“

Folgende Fragen können die Entscheidung erleichtern:

 

Wenn ich die Aufwand-Nutzen-Bilanz betrachte: Lohnt es sich, Zeit und Energie in die Entwicklung der erforderlichen Fähigkeiten zu investieren, d.h.: ist diese Sache so wichtig oder/und kann ich die neuen Fähigkeiten auch in anderen für mich wichtigen Bereichen einsetzen?
Kann ich meine Fähigkeiten zum Bewältigen dieser Anforderung trainieren (d.h.: habe ich noch Entwicklungspotential) oder bewege ich mich auf einem Gebiet, das vom Grundsatz her schon nicht mehr zu mir passt?
Ist diese Grenze aus Gesundheitsgründen von mir zu respektieren (ich könnte die Anforderung zwar mit einem hohen Aufwand an Anstrengung und Willen bewältigen, aber die damit verbundene Stressbelastung wäre möglicherweise eine gravierende gesundheitliche Selbstgefährdung)?


Die Herausforderung annehmen

Entscheide ich mich für die Herausforderung, so stellen sich z.B. folgende weitere Fragen:

 

Welche vorhandenen Fähigkeiten helfen mir bei der Bewältigung der Herausforderung?
Welche konkreten neuen Fähigkeiten brauche ich?
Wie, wo und wann kann ich sie entwickeln?
Welche vorhandenen Fähigkeiten kann ich einsetzen, um die neuen Fähigkeiten zu entwickeln und zu trainieren?
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)?


Ein anderes Spiel wählen

Komme ich hingegen zu der Einsicht, dass sich der Aufwand nicht lohnt, helfen folgende Fragen weiter:

 

Kann ich in meinem bisherigen Umfeld weitermachen, auch wenn ich diese neue Herausforderung nicht annehme?
Wenn ja: Wie sage ich auf konstruktive Weise „Nein“?
Wenn nein: Wann und wie steige ich aus, ohne Schaden zu nehmen?
Was ist für mich eine sinnvolle Alternative zu diesem Spiel?
Wie steige ich in dieses ein?
Wo gibt es in meinem Umfeld Unterstützung (Menschen, Literatur, Seminare, ...)?


Wähle weise – denn es hat Konsequenzen

„Die Einsicht in das Mögliche und Unmögliche ist es,
was den Helden vom Abenteurer unterscheidet.“
Theodor Mommsen (1817-1903), dt. Historiker


In der Praxis zeigt sich, dass die Entscheidung für eine der beiden Optionen gar nicht so einfach ist und häufig die falsche Wahl getroffen wird, z.B.:

 

Die Grenze wäre zu respektieren, aber aus Angst vor negativen Konsequenzen seitens des Umfeldes überfordern wir uns und riskieren gesundheitliche Probleme.
Wir sehen eine (vermeintliche) Grenze als unverrückbar an und nehmen das zum Anlass, es erst gar nicht zu versuchen. Das zeigt sich in mangelndem Selbstvertrauen („Das schaffe ich nie“) oder es wird durch scheinbar rationale Argumenten bekräftigt („Das geht nicht, weil ...“).

Dazu zum Abschluss eine kleine Geschichte (Quelle: Jack Canfield und Christiane Radünz: "Hühnersuppe für die Seele: Geschichten, die das Herz erwärmen"):

Zwei Samenkörner
Es steckten einmal zwei Samenkörner nebeneinander im Boden.
Der erste Samen sprach: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln tief in die Erde senden und ich will als kleines Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und herwehen lassen und den Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen!"

 

Und so wuchs der Samen zu einer kräftigen Pflanze.

 

Der zweite Samen sprach: "Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dort oben über der Erde auf mich lauert. Es kann so viel geschehen, wenn ich wachse. Nein, ich bleibe lieber hier in Sicherheit und warte, bis es sicherer ist."

 

Und so verblieb der Samen in der Erde und wartete.

 

Eines Morgens kam eine Henne vorbei. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im Boden und fraß ihn auf.


 

20.04.2006

 

 

 

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