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Leadership

 

 

Schlechte Nachrichten zu überbringen ist nicht lustig

 

Führungskräfte kommen manchmal in die unangenehme Situation, einem Mitarbeiter mitzuteilen: "Ihr Job wurde wegrationalisiert, einen anderen haben wir im Moment nicht. Wir müssen Sie leider kündigen.", oder: "Aus der erwarteten Beförderung wird nichts", oder: "Dieser Arbeitsbereich wird aufgelöst. Sie können in einem anderen (weniger attraktiven) Bereich weiterarbeiten".
Viele Mitarbeiter reagieren ähnlich, wenn sie mit solchen negativen und als bedrohlich empfundenen Tatsachen konfrontiert werden. Für Führungskräfte ist es wichtig, diese Reaktionen zu kennen und angemessen zu reagieren.

Wenn Menschen mit einer Nachricht konfrontiert werden, die an den Grundfesten ihres bisherigen Lebenskonzeptes rüttelt, reagieren sie im ersten Moment schockiert. Es sind Informationen über existenzbedrohende Situationen, z.B.: Verlust von Leben, wichtigen Menschen, Besitz, Arbeitsplatz oder Ruf.
Der Überbringer einer derartig erschütternden Nachricht braucht Mut, Feinfühligkeit und Respekt vor dem Schicksal dieser Person. Er muss auch darauf gefasst sein, dass ihn die Reaktion des Anderen selbst erschüttern mag.

Hier einige Bespiele:

Ein Arzt teilt einem Patienten mit, dass dieser unheilbar krank ist und noch eine Lebenserwartung von einem halben Jahr hat.
Ein Polizist teilt einer Frau mit, dass ihr Mann bei einem Unfall tödlich verunglückt ist.
Eine Frau teilt ihrem (Noch)-Ehemann mit, dass sie sich scheiden lassen will.

Im Unternehmen geht es oft nicht ganz so dramatisch zu (höchstens bei schweren Arbeitsunfällen), aber Kündigungen, Versetzung infolge von Reorganisationen, "Degradierung" oder nicht erfolgte Beförderung sind Themen, die die Betroffenen dennoch nicht kalt lassen. In all diesen Situationen sind die Folgen für den Betroffenen zunächst unangenehm. Ein Teil ihrer bisherigen Identität stirbt dabei: "Bisher war ich Mitarbeiter bei der Firma X, ab jetzt nicht mehr. Was bin ich jetzt? Arbeitsloser!"

Die Verarbeitung solcher Ereignisse laufen bei vielen Menschen nach einem ähnlichen Schema ab. Dieses möchte ich Ihnen hier vorstellen und zeigen, welche Unterstützung Sie als Führungskraft geben können.

Der Prozess der Bewältigung durchläuft nach R. Königswieser folgende Stufen (vgl. Roswitha Königswieser: "Das Überbringen schlechter Nachrichten" in "Hernsteiner, 2/203, S. 29):



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1.  Schock

 


Wird ein Mensch mit einer erschütternden Nachricht konfrontiert, reagiert er mit Schock: Die Katastrophe rüttelt an den Grundfesten der alten Identität, alle Anker reißen gleichzeitig aus. Durch den Schock verschafft sich die Person Zeit. Der uner- trägliche Schmerz wird (noch) abgewehrt. Typische Anzeichen sind Blässe, Schweiß- ausbrüche, Zittern, Orientierungslosigkeit, Fassungslosigkeit, Erstarrung (dauert Minuten bis Stunden), Signale extremer Angst! (Totstellreflex).

Was Sie als Überbringer tun können:

 


Die "schlechte Nachricht" schonend ankündigen: "Ich habe Ihnen jetzt etwas sehr Unangenehmes mitzuteilen. Bitte setzen Sie sich."
Die Information rasch und direkt geben.
Wenn nötig, die Informationen wiederholen.
Der Person Zeit lassen. Jetzt helfen noch keine guten Ratschläge.
Keine "Hang yourself-Taktik" (Na, was glauben Sie, warum ich Sie zu mir gebeten habe?)

 

 


2.  Hoffnung auf Rückgängigmachen

 


Man kann es nicht glauben, will es nicht wahr haben, hofft auf einen Irrtum, Verwechslung, bösen Scherz. Hofft, dass man das Schreckliche noch irgendwie abwenden kann. Schüttelt immer wieder den Kopf. Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf!

Keine unrealistischen Hoffnungen nähren (z.B.: "Na ja, vielleicht kann ich da noch etwas tun. Vielleicht überlegt es sich der Vorstand doch noch anders" - obwohl Sie wissen, das es nicht so sein wird.)
Menschen wollen in so einer Situation wissen: "Warum?" bzw. "Warum ICH" d.h.: einen Sinnzusammenhang (nur: oft gibt es bei Schicksalsschlägen keinen erkennbaren Grund). Wenn Sie einen plausiblen Grund nennen können, dann tun Sie es jetzt - und zwar mit Wertschätzung und Respekt! Keinesfalls darf Genugtuung ("Siehst du, das hast du jetzt davon"), Zynismus oder Ähnliches durchklingen!

 

 


3.  Aggression

 


Wenn der Betroffene verstanden hat, dass es unwiderruflich wirklich so ist, kommt die Aggression! Oft ist es auch ein letzter Versuch des Sich-wehrens ("Die werden schon noch sehen! Das können sie mit mir nicht machen! Ich gehe zum Betriebsrat oder zum Arbeitsgericht!"). Die Wut entlädt sich oft einfach auf den, der gerade da ist ("Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft"). Es kommt auch oft eine Abwer- tung des Anderen, um die eigenen Anteile bzw. die eigene Verantwortung (noch) nicht sehen zu müssen. Hier geht die Aggression nach außen. Die Wut richtet sich auf den Chef, die (intriganten) Kollegen und die ganze (unmenschliche) Firma.

Wichtig: Die Aggression muss raus, sonst ist die weitere psychische Verarbei- tung blockiert! Aggression ist ein notwendiges Ventil, um den Stress abzu- bauen, den die ganze Situation ausgelöst hat.
D.h.: Aggression nicht abwehren, sondern aushalten
"Ist ok. Lassen Sie es raus. Ich wäre auch wütend"

 

 


4.  Depression

 


Nun erkennt man: Es hilft nichts. Man erfährt die eigene Ohnmacht. Auch die Aggression hat nichts gebracht. Jetzt richtet sich die Aggression nach innen: Man ist wütend auf sich selbst ("Ich bin schuld! Was bin ich doch für ein Trottel! Hätte ich doch ...!"). Es kommt zur Selbstanklage, Selbstabwertung, zu Scham- und Schuldgefühlen. Es kann bis zu Selbstmordgedanken gehen. Man hat das Gefühl, alleine mit dem Problem dazustehen. Dabei ist es oft so, dass die Depression um so tiefer ist, je schmerzlicher die Situation empfunden wird, je mehr das Selbstwertgefühl erschüttert wurde und je mehr die Aggression in der vorangegangenen Phase verdrängt bzw. gehemmt wurde. Auch das Fehlen von Alternativen bzw. Perspektiven für einen Weg aus der Krise verstärkt die Depression.

Keine Bagatellisierungen ("Ist ja doch nicht so schlimm" oder "Schauen Sie doch einmal, was das Gute an der ganzen Sache ist")
Einfach zuhören!
Das Leid des Anderen wahrnehmen und akzeptieren
„Wenn Sie mich brauchen, bin ich für Sie da"
Helfen, dass die Person sich wieder "fängt", d.h. sich Gedanken macht, wie sie mit der ganzen Situation konstruktiv fertig werden kann

 

 

5.  Trauerarbeit

 

Die Realität wird nun ganz klar gesehen und es beginnt ein Loslassen und Loslösen von der verlorenen Situation. Damit verbunden ist die Bewältigung von Angst, Schmerz und Unsicherheit. Zentrales Thema ist auch das Finden von neuen Wegen. Emotionale Unterstützung hilft. Erst hier ist die Person bereit, konkrete Ratschläge bzw. Ideen Anderer anzunehmen.

 

 

Hilfe anbieten
Hilfestellung geben, wenn sie erbeten oder gefordert wird

 

 

6.  Neue Identität, neues Lebenskonzept

 


Allmählich fasst man im "Leben danach" Fuß, konzentriert sich mehr und mehr auf Gegenwart und Zukunft, auf das was zu tun ist - und trauert immer weniger über das Verlorene. Man hat "sich wieder gefangen", das Leben geht weiter. Anders.

 

20.04.2002

 

 


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Führungskräfte kommen manchmal in die unangenehme Situation, einem Mitarbeiter mitzuteilen: "Ihr Job wurde wegrationalisiert, einen anderen haben wir im Moment nicht. Wir müssen Sie leider kündigen.", oder: "Aus der erwarteten Beförderung wird nichts", oder: "Dieser Arbeitsbereich wird aufgelöst. Sie können in einem anderen (weniger attraktiven) Bereich weiterarbeiten".
Viele Mitarbeiter reagieren ähnlich, wenn sie mit solchen negativen und als bedrohlich empfundenen Tatsachen konfrontiert werden. Für Führungskräfte ist es wichtig, diese Reaktionen zu kennen und angemessen zu reagieren.

Wenn Menschen mit einer Nachricht konfrontiert werden, die an den Grundfesten ihres bisherigen Lebenskonzeptes rüttelt, reagieren sie im ersten Moment schockiert. Es sind Informationen über existenzbedrohende Situationen, z.B.: Verlust von Leben, wichtigen Menschen, Besitz, Arbeitsplatz oder Ruf.
Der Überbringer einer derartig erschütternden Nachricht braucht Mut, Feinfühligkeit und Respekt vor dem Schicksal dieser Person. Er muss auch darauf gefasst sein, dass ihn die Reaktion des Anderen selbst erschüttern mag.

Hier einige Bespiele:

Ein Arzt teilt einem Patienten mit, dass dieser unheilbar krank ist und noch eine Lebenserwartung von einem halben Jahr hat.
Ein Polizist teilt einer Frau mit, dass ihr Mann bei einem Unfall tödlich verunglückt ist.
Eine Frau teilt ihrem (Noch)-Ehemann mit, dass sie sich scheiden lassen will.

Im Unternehmen geht es oft nicht ganz so dramatisch zu (höchstens bei schweren Arbeitsunfällen), aber Kündigungen, Versetzung infolge von Reorganisationen, "Degradierung" oder nicht erfolgte Beförderung sind Themen, die die Betroffenen dennoch nicht kalt lassen. In all diesen Situationen sind die Folgen für den Betroffenen zunächst unangenehm. Ein Teil ihrer bisherigen Identität stirbt dabei: "Bisher war ich Mitarbeiter bei der Firma X, ab jetzt nicht mehr. Was bin ich jetzt? Arbeitsloser!"

Die Verarbeitung solcher Ereignisse laufen bei vielen Menschen nach einem ähnlichen Schema ab. Dieses möchte ich Ihnen hier vorstellen und zeigen, welche Unterstützung Sie als Führungskraft geben können.

Der Prozess der Bewältigung durchläuft nach R. Königswieser folgende Stufen (vgl. Roswitha Königswieser: "Das Überbringen schlechter Nachrichten" in "Hernsteiner, 2/203, S. 29):



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1.  Schock

 


Wird ein Mensch mit einer erschütternden Nachricht konfrontiert, reagiert er mit Schock: Die Katastrophe rüttelt an den Grundfesten der alten Identität, alle Anker reißen gleichzeitig aus. Durch den Schock verschafft sich die Person Zeit. Der uner- trägliche Schmerz wird (noch) abgewehrt. Typische Anzeichen sind Blässe, Schweiß- ausbrüche, Zittern, Orientierungslosigkeit, Fassungslosigkeit, Erstarrung (dauert Minuten bis Stunden), Signale extremer Angst! (Totstellreflex).

Was Sie als Überbringer tun können:

 


Die "schlechte Nachricht" schonend ankündigen: "Ich habe Ihnen jetzt etwas sehr Unangenehmes mitzuteilen. Bitte setzen Sie sich."
Die Information rasch und direkt geben.
Wenn nötig, die Informationen wiederholen.
Der Person Zeit lassen. Jetzt helfen noch keine guten Ratschläge.
Keine "Hang yourself-Taktik" (Na, was glauben Sie, warum ich Sie zu mir gebeten habe?)

 

 


2.  Hoffnung auf Rückgängigmachen

 


Man kann es nicht glauben, will es nicht wahr haben, hofft auf einen Irrtum, Verwechslung, bösen Scherz. Hofft, dass man das Schreckliche noch irgendwie abwenden kann. Schüttelt immer wieder den Kopf. Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf!

Keine unrealistischen Hoffnungen nähren (z.B.: "Na ja, vielleicht kann ich da noch etwas tun. Vielleicht überlegt es sich der Vorstand doch noch anders" - obwohl Sie wissen, das es nicht so sein wird.)
Menschen wollen in so einer Situation wissen: "Warum?" bzw. "Warum ICH" d.h.: einen Sinnzusammenhang (nur: oft gibt es bei Schicksalsschlägen keinen erkennbaren Grund). Wenn Sie einen plausiblen Grund nennen können, dann tun Sie es jetzt - und zwar mit Wertschätzung und Respekt! Keinesfalls darf Genugtuung ("Siehst du, das hast du jetzt davon"), Zynismus oder Ähnliches durchklingen!

 

 


3.  Aggression

 


Wenn der Betroffene verstanden hat, dass es unwiderruflich wirklich so ist, kommt die Aggression! Oft ist es auch ein letzter Versuch des Sich-wehrens ("Die werden schon noch sehen! Das können sie mit mir nicht machen! Ich gehe zum Betriebsrat oder zum Arbeitsgericht!"). Die Wut entlädt sich oft einfach auf den, der gerade da ist ("Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft"). Es kommt auch oft eine Abwer- tung des Anderen, um die eigenen Anteile bzw. die eigene Verantwortung (noch) nicht sehen zu müssen. Hier geht die Aggression nach außen. Die Wut richtet sich auf den Chef, die (intriganten) Kollegen und die ganze (unmenschliche) Firma.

Wichtig: Die Aggression muss raus, sonst ist die weitere psychische Verarbei- tung blockiert! Aggression ist ein notwendiges Ventil, um den Stress abzu- bauen, den die ganze Situation ausgelöst hat.
D.h.: Aggression nicht abwehren, sondern aushalten
"Ist ok. Lassen Sie es raus. Ich wäre auch wütend"

 

 


4.  Depression

 


Nun erkennt man: Es hilft nichts. Man erfährt die eigene Ohnmacht. Auch die Aggression hat nichts gebracht. Jetzt richtet sich die Aggression nach innen: Man ist wütend auf sich selbst ("Ich bin schuld! Was bin ich doch für ein Trottel! Hätte ich doch ...!"). Es kommt zur Selbstanklage, Selbstabwertung, zu Scham- und Schuldgefühlen. Es kann bis zu Selbstmordgedanken gehen. Man hat das Gefühl, alleine mit dem Problem dazustehen. Dabei ist es oft so, dass die Depression um so tiefer ist, je schmerzlicher die Situation empfunden wird, je mehr das Selbstwertgefühl erschüttert wurde und je mehr die Aggression in der vorangegangenen Phase verdrängt bzw. gehemmt wurde. Auch das Fehlen von Alternativen bzw. Perspektiven für einen Weg aus der Krise verstärkt die Depression.

Keine Bagatellisierungen ("Ist ja doch nicht so schlimm" oder "Schauen Sie doch einmal, was das Gute an der ganzen Sache ist")
Einfach zuhören!
Das Leid des Anderen wahrnehmen und akzeptieren
„Wenn Sie mich brauchen, bin ich für Sie da"
Helfen, dass die Person sich wieder "fängt", d.h. sich Gedanken macht, wie sie mit der ganzen Situation konstruktiv fertig werden kann

 

 

5.  Trauerarbeit

 

Die Realität wird nun ganz klar gesehen und es beginnt ein Loslassen und Loslösen von der verlorenen Situation. Damit verbunden ist die Bewältigung von Angst, Schmerz und Unsicherheit. Zentrales Thema ist auch das Finden von neuen Wegen. Emotionale Unterstützung hilft. Erst hier ist die Person bereit, konkrete Ratschläge bzw. Ideen Anderer anzunehmen.

 

 

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Allmählich fasst man im "Leben danach" Fuß, konzentriert sich mehr und mehr auf Gegenwart und Zukunft, auf das was zu tun ist - und trauert immer weniger über das Verlorene. Man hat "sich wieder gefangen", das Leben geht weiter. Anders.

 

20.04.2002

 

 

 

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