Die positive Kraft einer närrischen Frage
„Wenn der Esel nicht in den Stall will, dann zieh ihn am Schwanz“
Es entsteht dabei ein Teufelskreis: An irgendeinem Punkt des Prozesses bekommen wir Stress – der Stress beeinträchtigt unsere kreative Denkfähigkeit – dieses „Versagen“ setzt uns noch mehr unter Stress – Denkblockade! Nichts geht mehr.
Der Ausweg aus diesem Teufelskreis kann darin bestehen, das krampfhafte Bemühen um ein konstruktives Ergebnis aufzugeben und stattdessen eine (normalerweise) destruktive Frage zu stellen: „Was müssen wir tun, damit es garantiert schief geht?“
Meine Erfahrung damit hat gezeigt, dass sich die depressive Stimmung einer Gruppe oder eines Coachingklienten sofort erhellt, wenn man hemmungslos destruktive Gedanken entwickeln darf. Plötzlich ist wieder Energie da, es wird gelacht (was Stress abbaut) und meist wird in kurzer Zeit viel Input geliefert.
Dann erfolgt der zweite Schritt: Man nimmt sich die „Wege zum Misserfolg“ einzeln vor und überlegt: Wenn wir das destruktive Prinzip ins Gegenteil verwandeln: wäre das ein konstruktiver Ansatz für unser Thema?
Beispiel 1: Finden eines Ziels oder Formulierung eines Idealzustandes
Ein Projektteam, das zum ersten Mal in dieser Form zusammenarbeitet, will beim Kickoff-Workshop eine gemeinsame Vorstellung entwickeln, wie es seine Zusammenarbeit optimal gestalten will. Es kommen relativ wenige Wortmeldungen – und die meisten davon sind oberflächliche Allgemeinstatements.
In dieser Situation kann folgende Frage hilfreich sein: „Was müssten wir tun,
damit unser Projekt garantiert scheitert und wir als zerstrittener Haufen auseinander gehen?“
Hier einige Aussagen:
Jeder hockt auf seinem eigenen Wissen und gibt keine Informationen weiter. Dadurch passieren Fehler und sinnlose Doppelarbeiten. | |
Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, dann treten wir das beim nächsten Teammeeting schön breit und stellen den Kollegen als inkompetent hin. | |
Alle Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen. Dabei diskutieren wir so lange, bis ein einstimmiger Konsens gefunden worden ist. | |
Alternative: Der Projektleiter trifft alle Entscheidungen im Alleingang, ohne sich mit den betroffenen Teammitgliedern vorher abzustimmen. | |
Informationsfluss und Kooperationsbereitschaft | |
Umgang mit Fehlern / Kritikverhalten | |
Entscheidungsfindung | |
Beim Thema „Informationsfluss“ ist z.B. zu klären: Wer benötigt welche Informationen in welcher Form zu welchem Zeitpunkt? Welche Informationen sind eine Bringschuld, welche eine Holschuld? | |
Beim Thema „Entscheidungen“ ist zu definieren: Bei welchen Themen muss das ganze Projektteam einberufen werden - und wie wird hier nach eingehender Diskussion eine Entscheidung gefunden (z.B.: Abstimmung per Handheben, Punktebewertung; wo genügt eine einfache Mehrheit, wo brauchen wir Einstimmigkeit)? Bei welchen Themen bespricht sich der Projektleiter mit dem betreffenden Teammitglied, trifft die Entscheidung und informiert anschließend das Team? | |
Der Widerstand kommt oft daher, dass die Situation, auch wenn sie primär als unangenehm empfunden wird, auch ihre guten Seiten hat, z.B.: ich werde gebraucht, bin bei allen beliebt, werde mir der Sinnleere meines Lebens nicht bewusst, weil ich ja ständig so viel zu tun habe, dass ich gar nicht zum Nachdenken komme, etc.
In dieser Situation kann folgende Frage hilfreich sein: „Was müssten Sie tun, damit Sie innerhalb des nächsten halben Jahres garantiert einen Herzinfarkt bekommen?“ Ziel dieser Frage ist nicht nur das Auffinden destruktiver Verhaltensweisen, sondern durch das bewusste Ansprechen des möglichen Herzinfarktes und dem tiefen Hineingehen in die destruktiven Muster auch der Protest des Klienten gegen seinen bisherigen Weg im Sinne von „Jetzt reicht es! So geht es nicht weiter!“
Durch die Antworten rücken Themen wie der Umgang mit der eigenen Energie, sinnvolle Entspannung, Rhythmus sowie das Treffen von Prioritäten ins Zentrum. Bei den Prioritäten geht es dabei nicht nur um das Auswählen von Aufgaben und Vorhaben, sondern auch um die grundsätzliche Prioritätenfrage: Was ist für mich wichtiger: die Arbeit oder meine Gesundheit?
Aus dieser erweiterten Perspektive fällt es dann oft leichter praktikable Maßnahmen zu finden.
Der Nutzen der närrischen Frage
Die Frage nach sicheren Wegen ins Unglück hat mehrere konstruktive Wirkungen:
Sie erweitert den Betrachtungshorizont | |||||||||||||||
Sie zeigt das Wesen des möglichen negativen Szenarios recht drastisch auf | |||||||||||||||
Sie lässt das negativen Szenario als durchaus realistisch erscheinen und löst (hoffentlich) den entscheidenden Protest aus: „Das will ich / wollen wir auf keinen Fall!“ | |||||||||||||||
In den destruktiven Aussagen ist oft schon die Lösung enthalten:
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... und meistens macht es Spaß, sich vorübergehend auf das Schwarzmalen einzulassen und hinterher erleichtert zu erkennen: „So ein Esel werde ich wohl doch nicht sein!“ | |||||||||||||||
19.01.2006
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Die positive Kraft einer närrischen Frage
„Wenn der Esel nicht in den Stall will, dann zieh ihn am Schwanz“
Es entsteht dabei ein Teufelskreis: An irgendeinem Punkt des Prozesses bekommen wir Stress – der Stress beeinträchtigt unsere kreative Denkfähigkeit – dieses „Versagen“ setzt uns noch mehr unter Stress – Denkblockade! Nichts geht mehr.
Der Ausweg aus diesem Teufelskreis kann darin bestehen, das krampfhafte Bemühen um ein konstruktives Ergebnis aufzugeben und stattdessen eine (normalerweise) destruktive Frage zu stellen: „Was müssen wir tun, damit es garantiert schief geht?“
Meine Erfahrung damit hat gezeigt, dass sich die depressive Stimmung einer Gruppe oder eines Coachingklienten sofort erhellt, wenn man hemmungslos destruktive Gedanken entwickeln darf. Plötzlich ist wieder Energie da, es wird gelacht (was Stress abbaut) und meist wird in kurzer Zeit viel Input geliefert.
Dann erfolgt der zweite Schritt: Man nimmt sich die „Wege zum Misserfolg“ einzeln vor und überlegt: Wenn wir das destruktive Prinzip ins Gegenteil verwandeln: wäre das ein konstruktiver Ansatz für unser Thema?
Beispiel 1: Finden eines Ziels oder Formulierung eines Idealzustandes
Ein Projektteam, das zum ersten Mal in dieser Form zusammenarbeitet, will beim Kickoff-Workshop eine gemeinsame Vorstellung entwickeln, wie es seine Zusammenarbeit optimal gestalten will. Es kommen relativ wenige Wortmeldungen – und die meisten davon sind oberflächliche Allgemeinstatements.
In dieser Situation kann folgende Frage hilfreich sein: „Was müssten wir tun,
damit unser Projekt garantiert scheitert und wir als zerstrittener Haufen auseinander gehen?“
Hier einige Aussagen:
Jeder hockt auf seinem eigenen Wissen und gibt keine Informationen weiter. Dadurch passieren Fehler und sinnlose Doppelarbeiten. | |
Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, dann treten wir das beim nächsten Teammeeting schön breit und stellen den Kollegen als inkompetent hin. | |
Alle Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen. Dabei diskutieren wir so lange, bis ein einstimmiger Konsens gefunden worden ist. | |
Alternative: Der Projektleiter trifft alle Entscheidungen im Alleingang, ohne sich mit den betroffenen Teammitgliedern vorher abzustimmen. | |
Informationsfluss und Kooperationsbereitschaft | |
Umgang mit Fehlern / Kritikverhalten | |
Entscheidungsfindung | |
Beim Thema „Informationsfluss“ ist z.B. zu klären: Wer benötigt welche Informationen in welcher Form zu welchem Zeitpunkt? Welche Informationen sind eine Bringschuld, welche eine Holschuld? | |
Beim Thema „Entscheidungen“ ist zu definieren: Bei welchen Themen muss das ganze Projektteam einberufen werden - und wie wird hier nach eingehender Diskussion eine Entscheidung gefunden (z.B.: Abstimmung per Handheben, Punktebewertung; wo genügt eine einfache Mehrheit, wo brauchen wir Einstimmigkeit)? Bei welchen Themen bespricht sich der Projektleiter mit dem betreffenden Teammitglied, trifft die Entscheidung und informiert anschließend das Team? | |
Der Widerstand kommt oft daher, dass die Situation, auch wenn sie primär als unangenehm empfunden wird, auch ihre guten Seiten hat, z.B.: ich werde gebraucht, bin bei allen beliebt, werde mir der Sinnleere meines Lebens nicht bewusst, weil ich ja ständig so viel zu tun habe, dass ich gar nicht zum Nachdenken komme, etc.
In dieser Situation kann folgende Frage hilfreich sein: „Was müssten Sie tun, damit Sie innerhalb des nächsten halben Jahres garantiert einen Herzinfarkt bekommen?“ Ziel dieser Frage ist nicht nur das Auffinden destruktiver Verhaltensweisen, sondern durch das bewusste Ansprechen des möglichen Herzinfarktes und dem tiefen Hineingehen in die destruktiven Muster auch der Protest des Klienten gegen seinen bisherigen Weg im Sinne von „Jetzt reicht es! So geht es nicht weiter!“
Durch die Antworten rücken Themen wie der Umgang mit der eigenen Energie, sinnvolle Entspannung, Rhythmus sowie das Treffen von Prioritäten ins Zentrum. Bei den Prioritäten geht es dabei nicht nur um das Auswählen von Aufgaben und Vorhaben, sondern auch um die grundsätzliche Prioritätenfrage: Was ist für mich wichtiger: die Arbeit oder meine Gesundheit?
Aus dieser erweiterten Perspektive fällt es dann oft leichter praktikable Maßnahmen zu finden.
Der Nutzen der närrischen Frage
Die Frage nach sicheren Wegen ins Unglück hat mehrere konstruktive Wirkungen:
Sie erweitert den Betrachtungshorizont | |||||||||||||||
Sie zeigt das Wesen des möglichen negativen Szenarios recht drastisch auf | |||||||||||||||
Sie lässt das negativen Szenario als durchaus realistisch erscheinen und löst (hoffentlich) den entscheidenden Protest aus: „Das will ich / wollen wir auf keinen Fall!“ | |||||||||||||||
In den destruktiven Aussagen ist oft schon die Lösung enthalten:
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... und meistens macht es Spaß, sich vorübergehend auf das Schwarzmalen einzulassen und hinterher erleichtert zu erkennen: „So ein Esel werde ich wohl doch nicht sein!“ | |||||||||||||||
19.01.2006
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