Veränderungen nach Drehbuch - Teil 3: Die Stadien der „Reise des Helden“
1. Die gewohnte Welt
Hier scheint alles noch in Ordnung zu sein. Alles läuft in den üblichen Bahnen ab. Doch wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass Einiges nicht ganz rund läuft. Man hat aber gelernt, es zu kompensieren. Es ziehen Wolken am Horizont auf, von denen aber noch niemand Notiz nimmt.
Der normale Alltag / das normale Tagesgeschäft | |
Das übliche Miteinander | |
Die Kultur der Organisation | |
Die Strukturen und Prozesse des Teams und der Gesamtorganisation | |
Das aktuelle Umfeld (z.B.: Kunden, Lieferanten, Wettbewerb, Politik, Wirtschaftslage, ...) | |
Aktuelle Schwierigkeiten, die aber noch bewältigbar erscheinen (Probleme, Druck, Engpässe) | |
Kein oder sehr begrenztes Problembewusstsein | |
Wunden und Narben, z.B.: Frühere Misserfolge, die sich heute noch auswirken | |
Selbstzweifel, blockierende Überzeugungen | |
Enttäuschungen, Verletzungen, Rivalitäten und Feindschaften | |
„Es geht um Geld, Abenteuer und Ruhm! Das ist die Chance Ihres Lebens! ... und das Schiff wird morgen um sechs in See stechen!“ (Aus dem Drehbuch zu „King Kong“)
„Sorge überschattet den heimatlichen Stamm. Du hörst ihren Ruf im Knurren eurer Mägen und im Weinen eurer hungrigen Kinder. Ringsumher liegt das Land verdorrt und öde. Es besteht kein Zweifel, dass sich jemand über die Grenzen des heimischen Bodens hinauswagen muss. Jenes ferne Land ist unbekannt und erfüllt uns mit Furcht, doch unsere Lage drängt uns, zu handeln und das Wagnis einzugehen, damit das Leben fortdauern kann. Eine der am Feuerplatz versammelten Gestalten erhebt sich. Es ist einer der Stammesältesten, und er zeigt auf dich.
Ja, du bist zum Suchenden erwählt, du bist gerufen aufzubrechen. Du musst dein Leben wagen, damit das größere Leben deines Stammes fortdauern kann.“ (Joseph Campbell)
Wie auch immer der Ruf in Erscheinung tritt – seine zentrale Botschaft ist fast immer: „So kann es nicht weiter gehen“ oder positiv formuliert: „Es kann viel besser sein als jetzt“.
Auf der Ebene von Teams oder Organisationen können das beispielsweise folgende Aspekte sein, die den Mangel bzw. das Problem kritisch werden lassen, z.B.:
Massive Kundenbeschwerde | |
Deutlicher Verlust von Marktanteilen | |
Aggressives Wettbewerberverhalten | |
Ausfall von Schlüssellieferanten | |
Liquiditätsprobleme | |
Kündigung von Schlüsselmitarbeitern | |
Kündigung des Teamleiters | |
Kritisches Fehlverhalten eines oder mehrerer Mitarbeiter | |
Mobbing | |
Gehäufte Konflikte, Missverständnisse | |
Burnout einer Schlüsselperson | |
Anfeindung durch andere interne Abteilungen | |
Druck von oben („So kann das nicht weiter gehen!“) | |
Auftauchen einer neuen, verlockenden Idee | |
Dadurch entsteht ein gesteigertes Problembewusstsein
„Für so etwas bist du nicht geschaffen, Joan, und das weißt du auch.“ (Aus „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“)
„Der du auch ein Suchender bist - rüste dich zur Reise. Bedenke die möglichen Gefahren, gedenke der vergangenen Unglücke. Das Schreckgespenst des Unbekannten wandelt unter uns, es gebietet unserem Schritt an der Schwelle Einhalt. Einige von uns lehnen die große Suche ab, einige zögern, einigen zerreißt es das Herz, dass ihre Familien um unser Leben fürchten und uns nicht fortlassen wollen. Auch hörst du Leute murren, unsere Reise sei töricht, von Anbeginn zum Scheitern verurteilt. Du spürst die Furcht, dein Atem stockt, und dein Herz schlägt rasend. Solltest du nicht doch beim heimatlichen Stamm bleiben? Sollten nicht besser Andere bei der großen Suche ihr Leben wagen? Bist du wahrhaftig zum Suchenden geschaffen?“
Durch den Ruf wird die erste Ebene des Widerstands aktiviert, denn er stellt den Status quo in Frage und alle Aspekte, die damit verbunden sind (Persönliches, Beziehungen, Arbeit, Zuhause).
Schwellenhüter und Dämonen stellen die zweite Ebene des Widerstandes dar. Sie stehen für alle Kräfte in der Persönlichkeit, mit denen sich der Held selbst sabotiert.
Auf der Ebene von Teams oder Organisationen können das beispielsweise folgende Aspekte sein:
Widerwille gegen die Veränderung | |
„Es ist doch alles nicht so schlimm“ | |
„Das wird schon wieder“ | |
Mehr desselben wird als Lösung versucht | |
Führungskraft oder Mitarbeiter werden ausgetauscht, aber sonst bleibt alles beim Alten | |
Mehr Personal (das es meist nicht gibt) wird als einzige Lösung gesehen | |
Zahlen bzw. die Situation schönreden | |
Sich ins Tagesgeschäft stürzen („Augen zu und durch“) | |
Auftritt der Schwellenhüter | |
Fragen:
Wovor fürchtet man sich? | |
Welcher Wahrheit will man nicht ins Auge sehen? | |
Was fürchtet man zu verlieren, wenn man sich auf die Reise macht? | |
Welche Schwierigkeiten sieht man auf sich zukommen, für die man noch kein Rezept hat? | |
Worin kommt die Angst zu Ausdruck? | |
„Athene nahm die Gestalt Mentors an und glich ihm so sehr, dass der Anblick Auge und Ohr trog“ (Homer, Odyssee)
„Ihr Suchenden, die ihr voller Furcht dem Abenteuer entgegenblickt, beratet euch mit den Ältesten eures Stammes. Befragt jene, die schon vor euch zu dieser Reise aufgebrochen sind. Erfahrt von ihnen die geheimen Wasserstellen, Wildwechsel und Beerenhaine. Lernt, welche Landstriche gefährlich sind, wie ihr Treibsand und Untieren aus dem Weg gehen könnt. Einer der Alten - zu schwach, als dass er selbst noch mitziehen könnte - zeichnet uns die Wege des Umlands in den Staub. Der Schamane drückt dir etwas in die Hand; eine magische Gabe, einen machtvollen Talisman, der dich schützen und dir den Weg weisen wird. Nun können wir leichteren Herzens und mit größerem Zutrauen aufbrechen, denn wir werden auf unserer Reise die gesamte Weisheit unseres Stammes mit uns führen.“
Der Mentor hilft, den Widerwillen gegen die Veränderung abzubauen, Mut zu fassen und sich auf den Weg zu machen.
Der Mentor steht für den edleren, weiseren Teil von uns. Dem Namen „Mentor“ liegt das griechische „menos“ zugrunde, das folgende Bedeutungen haben kann: Absicht, Macht, Zweck, Geist, Seele, Gedanken.
Der Mentor wirkt vor allem auf die Geistes-Haltung des Helden ein: Ein guter Mentor kann im wahrsten Sinne des Wortes „be-geistern“. Der Mentor
weckt eine Sehnsucht | |
reduziert Angst / macht Mut | |
vermittelt emotionale Sicherheit | |
macht wichtige Werte und innere Haltungen bewusst bzw. führt neue ein und vermittelt deren Sinn und Nutzen | |
macht wichtige Stärken bewusst | |
bietet Methoden und Prozesse an | |
bringt Außensicht ein | |
bringt zusätzliches Wissen ein / lehrt | |
schafft Überblick und Orientierung | |
motiviert / „tritt den Helden in den Hintern“ | |
stärkt das Selbst-Bewusstsein | |
hilft dem Helden, seine „Vision“ zu finden (macht Sinn, Identität und Berufung bewusst) | |
gibt frühzeitig Informationen, die sich erst später als wichtig erweisen | |
überbringt „Gaben“ (Hinweise, Ratschläge, Hilfsmittel, Werkzeuge, Ressourcen) | |
Der Held muss sich die Gaben des Mentors oft erst verdienen, z.B.:
etwas Neues lernen | |
etwas Altes aufgeben / ein Opfer bringen | |
eine (Selbst-)Verpflichtung eingehen | |
Auf der Ebene von Teams oder Organisationen treten als Mentoren auf:
Eine Führungskraft, die „Gas gibt“, die Forderung nach Veränderung nachhaltig erhebt – und idealerweise auch einen Weg incl. der ersten Schritte aufzeigt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine Führungskraft, die Sehnsucht erweckt und / oder Angst reduziert | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine Führungskraft, die wichtige Werte bewusst macht bzw. neue einführt und deren Sinn und Nutzen vermittelt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine Führungskraft, die wichtige Stärken bewusst macht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trainer, Berater, Coach, der
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„Du brauchst nur dem gelben Weg zu folgen“ (aus „Der Zauberer von Oz“)
„Wenn ich noch einen Schritt mache, bin ich weiter von zu Hause weg als je zuvor“ (Sam, im „Herrn der Ringe“)
„Die Reihen der Suchenden haben sich gelichtet. Einige haben uns verlassen, doch wir wenigen, die wir noch übrig sind, sind bereit, die Schwelle zu überschreiten. Unser Abenteuer kann jetzt wirklich beginnen. Jedermann weiß, wie schlecht es um unseren Stamm steht. Die Lage ist verzweifelt - es muss etwas geschehen, und zwar sofort. Mögen unsere Vorbereitungen ausreichend sein oder auch nicht, wir verlassen jetzt beschwingten Schrittes das Dorf. Alles, was uns jemals vertraut war, bleibt hinter uns zurück. Und wie du ausschreitest, spürst du den Zug der unsichtbaren Bande, die dich an jene Menschen ketten, die du liebst. Es fällt dir schwer, all dies hinter dir zu lassen, doch du atmest tief ein und schreitest fort, stürzt dich in den dunklen Abgrund des Unbekannten.
Wir betreten nun ein fremdartiges Niemandsland, eine Welt zwischen den Welten, eine Zone des Übergangs. Vielleicht wird es hier einsam und verlassen sein, vielleicht stoßen wir auf Orte voller Leben. Du spürst die Gegenwart anderer Wesen, anderer Mächte. Mit scharfen Dornen sind sie gerüstet, mit Klauen bewaffnet, so wachen sie über den Weg zu dem Schatz, den du suchst. Aber nun gibt es kein Zurück mehr. Wir alle fühlen es: Das Abenteuer hat begonnen, und es muss weitergehen - komme, was da wolle.“
Das Team oder die Organisation entscheidet sich für den anstehenden Entwicklungsprozess und macht sich auf den Weg. Typische Aspekte dieser Phase sind, z.B.:
Bereitschaft zur Veränderung ist genügend groß geworden | |||||||||||
Die Führung entscheidet sich für einen Entwicklungsprozess | |||||||||||
Die Leitung findet Mitstreiter im Team (bevorzugt die informellen Führer und andere Schlüsselmitarbeiter) – es entsteht eine „kritische Masse“ an Mitarbeitern, die sich auf den Weg machen | |||||||||||
Elemente aus dem „Ruf des Abenteuers“ werden über-kritisch bzw. dramatisch, d.h.: es entsteht die Gewissheit: „Wenn wir jetzt nichts tun und einen Entwicklungsprozess starten, dann überleben wir es nicht“ | |||||||||||
Schwellenhüter treten als Bremser auf, z.B.:
| |||||||||||
Planung eines Teamentwicklungs- oder OE-Prozesses, z.B.: gemeinsam mit einem internen oder externen Organisationsentwickler, Trainer, Berater | |||||||||||
Kickoff-Meeting bzw. erster Entwicklungs-Workshop | |||||||||||
Kritische Situationsanalyse incl. des offenen Benennens der Probleme und der Ursachenanalyse | |||||||||||
Sind wir wirklich und unwiderruflich bereit, uns auf den Entwicklungsprozess einzulassen? | |
Was ist die Konsequenz, wenn wir den ersten konkreten Schritt ins Unbekannte machen? | |
Was ist im Gegenzug die Konsequenz, wenn wir so weiter machen wie bisher? | |
Gibt es Umstände (innere und äußere), die es uns im Moment schwer machen, diesen ersten Schritt zu tun? Wie sieht die „Schwelle“ aus? | |
Wie können wir mit diesen „Schwellenhütern“ sinnvoll umgehen? Was lernen wir daraus? | |
Woran erkennen wir, dass die Entscheidung, uns jetzt auf den Weg zu machen, richtig ist? | |
„Sieh mal, du hast doch drei oder vier gute Kumpel ... da brauchst du keinen Stamm - es gibt nichts Stärkeres als gute Kumpel.“ (Aus „Young Guns“)
„Wir Suchenden sind wie gelähmt - diese neue Welt ist so anders als alles, was wir bisher kannten. Nicht nur das Land und seine Bewohner sind anders, auch die Regeln, die hier gelten, könnten nicht seltsamer sein. Hier schätzt man andere Dinge als daheim, und wir haben noch viel über Währungen, Bräuche und Sprachen zu lernen. Und dann diese merkwürdigen Wesen, die auf uns zu kommen! Du musst in deinem Denken geschwind sein! Du darfst das nicht essen, es könnte giftig sein!
Die Reise durch das öde Niemandsland an der Schwelle war anstrengend; wir sind erschöpft und haben bereits genug Zeit verloren. Denkt nur daran, wie sehr der Stamm daheim sich auf uns verlässt! Hört auf, euch umzuschauen - wir müssen uns auf unser Ziel konzentrieren! Wir müssen endlich dorthin ziehen, wo wir Früchte und Wild und Antworten finden. Dort werden unsere Fähigkeiten auf die Probe gestellt, und wir werden dem Ziel unserer Suche einen Schritt näher kommen.“
Die ersten Versuche auf dem Weg der Veränderung werden gemacht. Manches gelingt, vieles scheitert noch. Die Stimmung schwankt zwischen Zuversicht und Mutlosigkeit.
Hier einige typische Situationen („Bewährungsproben“) aus der Organisationsentwicklungs-Praxis:
Geplanter erster Workshop wird abgesagt bzw. verschoben (z.B.: wichtiger Schlüsselmitarbeiter ist krank geworden, muss zu wichtigem Kundentermin etc.) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Betriebsrat greift heftig ein, weil ihn einzelne blockierende Mitarbeiter aufgestachelt haben | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beim Entwicklungsworkshop gibt es viel destruktives Verhalten, z.B.:
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Nach dem Entwicklungsworkshop gehen die Verweigerer in den Untergrund und stören hinter den Kulissen die Umsetzung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach dem Teamentwicklungsworkshop werden vereinbarte Maßnahmen nicht umgesetzt (weil das Tagesgeschäft wichtiger ist etc.) – was bei Mitarbeitern das Gefühl auslöst: „Hat ja eh nichts gebracht“ bzw. „Es ändert sich ja doch nichts“ | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bei Maßnahmen, welche die Unterstützung oberer Ebenen erfordern, blockiert diese (z.B.: verweigert Investitionen, Personal etc.) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es zeigen sich die „Feinde“, z.B.:
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Es zeigen sich aber auch „Verbündete“, z.B.:
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Viel informelle Kommunikation spielt sich „im Saloon / der Bar“ ab (sprich: Kaffeeküche, Mittagstisch, Raucher-Ecke) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wie unterscheidet sich die aktuelle Phase unseres Veränderungsprozesses von unserem bisherigen („normalen“) Ansatz? | |
Mit welchen anderen Regeln, Anforderungen und Möglichkeiten sind wir konfrontiert? | |
Wie gehen wir mit den neuen Regeln und Möglichkeiten um? Was lernen wir daraus? | |
Welche Personen arbeiten gegen uns? | |
Wo finden wir Gleichgesinnte / Gefährten? | |
Auf wen können wir uns wirklich verlassen? | |
Welche förderlichen inneren Haltungen und Emotionen helfen uns, gut voran zu kommen? | |
Welche negativen inneren Haltungen und Emotionen bremsen uns, halten uns im Alten, ziehen uns hinunter? | |
Wie meldet sich das Alte immer wieder, um sich zu stabilisieren? | |
Was unterstützt uns dabei, nicht umzudrehen, sondern den Weg mutig weiter zu gehen? | |
7. Vordringen zur tiefsten Höhle
Der feige Löwe: „Jetzt gibt´s nur noch eins, was ihr für mich tun müsst.“
Der Zinnmann: „Nämlich?“
Der feige Löwe: „Mir die Sache wieder ausreden.“ (Aus „Der Zauberer von Oz“)
„Unser Häuflein verlässt nun die Oase am Rande der neuen Welt, wir haben Kräfte gesammelt und wissen nun einiges über die Natur und die Gewohnheiten des Wildes, das wir jagen. Wir sind bereit, ins Herz dieser neuen Welt vorzustoßen, wo uns die größten Schätze erwarten, die von unseren größten Ängsten bewacht werden.
Sieh dich nur unter den Gefährten um: Wir haben uns verändert und werden uns weiter verändern. Wer ist nun der Anführer? Einige, die dem Leben in der gewohnten Welt kaum gewachsen schienen, entwickeln sich hier prachtvoll. Andere, von denen wir dachten, sie seien jedem Abenteuer gewachsen, haben sich hingegen kaum als fähig erwiesen. Eine neue Wahrnehmung deiner selbst und deiner Begleiter bildet sich heraus. Dank dieses neuen Bewusstseins kannst du Pläne schmieden und dich darauf einstellen, genau das zu erreichen, was du von der anderen Welt forderst. Bald schon werden wir die tiefste Höhle betreten.“
Bei diesem Schritt bereitet man sich endgültig auf die wirkliche, große Veränderung und ihre Konsequenzen vor. Hier treten ggf. die Schwellenhüter noch einmal massiv auf. Es ist eine Phase „der schlimmsten Schrecken und der größten Wunder“. „Die tiefste Höhle“ ist ein Zwischenreich zwischen bewussten und unbewussten Aspekten. Der „Drache“ bzw. „Dämon“ in Form von Ängsten, Schatten, Traumata wird nun deutlich sichtbar.
Hier einige typische Aktionen:
Beim Workshop oder dem Coaching der Führung werden erfolgskritische Aspekte und Notfallszenarien besprochen:
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Versöhnung mit dem Bisherigen:
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Worum geht es wirklich? | |
Was ist auf der tiefsten Ebene die Absicht der Veränderung? | |
Was gilt es wirklich zu überwinden, aufzugeben bzw. zu erreichen? | |
Welche Ängste, Blockaden und Widerstände werden sichtbar? | |
Was kann jeder von uns zum Gelingen oder Scheitern der Veränderung beitragen? | |
Was müssten wir über uns selbst denken, dass wir Zugang zu einer Macht bekomme, die es uns ermöglicht, unser Problem zu überwinden / unser Ziel zu erreichen? | |
Welcher innere Zustand / Bewusstseinszustand / emotionaler Zustand / welche Geistes-Haltung ist für uns DAS zentrale Tor zu dieser Macht? | |
Was ist diese Macht eigentlich? | |
James Bond: „Und was erwarten Sie nun von mir, Mr. Goldfinger?“
Goldfinger: „Nun, Mr. Bond, ich erwarte, dass Sie sterben.“ (Aus „Goldfinger“)
„Du Suchender, tritt ein in die tiefste Höhle und finde dort das, was deinem heimischen Stamm das Leben zurückgeben wird. Die Gänge werden niedriger und dunkler. Auf allen Vieren musst du dich voranarbeiten; du bist allein und spürst, wie es dich fast erdrückt. Du kannst kaum noch atmen. Doch plötzlich findest du dich im Zentrum wieder. Vor dir steht eine hoch aufragende Gestalt, ein drohender Schatten, der aus all deiner Furcht und deinem Zweifel besteht und zur Verteidigung des Schatzes wohlgerüstet ist. Warum du auch immer hierher kamst, nun starrt der Tod selbst dich an. Wie die Schlacht auch immer ausgehen mag, du wirst den Tod schmecken, und dies wird dich verändern.“
Bis hierher wurden schon viele zielführende Aktivitäten umgesetzt. Aber noch ist das Neue noch keine eingeübte Routine. Gleichzeitig ist das Alte ist noch lange nicht tot und wartet nur auf seine Chance zur Auferstehung. An dieser Stelle entscheidet es sich, ob man den neuen Weg konsequent weiter geht oder in das alte System zurück fällt.
Eine solche „entscheidende Prüfung“ kann z.B. bei einem Workshop passieren oder in der Zeit danach:
Versuch der großen Veränderung kommt an einen „toten Punkt“ | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aktuelle Konflikte zeigen sich und eskalieren | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alte Verletzungen brechen auf | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alte Rivalitäten oder Feindschaften verstärken sich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Widerstand gegen Veränderung / die Entwicklung wird so groß, dass Mitarbeiter androhen zu kündigen oder tatsächlich gehen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das alte System stirbt, indem z.B.:
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Es kommt zu einer Neu-Organisation auf allen Ebenen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es zeigt sich „die größte Angst“ / der Schatten des Teams | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hilfe durch die Mentoren bzw. Wirksamwerden von Fähigkeiten bzw. Prozessen, die gemeinsam in früheren Schritten als erfolgskritische Schritte oder Notfallsszenarien entwickelt wurden | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Änderung von Haltungen, z.B.:
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Was fürchten wir, wird passieren, wenn die Veränderung eingetreten ist? | |
Was fürchten wir, wird passieren, wenn wir die Veränderung nicht schaffen / wie schlimm könnte es werden, wenn wir jetzt nichts verändern? | |
Gibt es einen „Bösewicht“? Wenn ja: Welche Anteile des Teams spiegelt er wider (als Projektionsfläche)? | |
Was ist der zentrale „Dämon“ – und in welcher Form können wir ihn zu unserem Verbündeten machen? Was sind seine positiven Absichten? | |
Was ist der zentrale Konflikt – und wie können wir die verschiedenen Kräfte in Balance bringen? | |
Was vom Alten muss unwiderruflich „sterben“, damit das Neue leben kann? | |
Bewusstmachen unserer zentralen Werte: Was wäre so wichtig, dass wir es keinesfalls verlieren / unbedingt erreichen möchten, auch wenn alles Andere verloren ginge? | |
Was können wir wirklich gewinnen, wenn wir all die Risiken der Veränderungen eingehen? | |
Dazu finden erste Evaluierungsgespräche bzw. –workshops statt, bei denen die Folgen der Veränderungen reflektiert werden:
Was hat sich verbessert? Was hat die Veränderung an Positivem gebracht, auch wenn manches noch ungewohnt ist? | |
Was gelingt leichter, besser, fast wie von selbst? | |
Wobei / von wem zeigt sich unerwartete Unterstützung? | |
Bekräftigung des nützlichen Neuen (Prozesse, Aufgabenverteilung, Haltungen etc.): „Es ist gut, weil ....“ | |
Stärkung der neuen Team-Identität / gestärktes Selbst-Bewusstsein: | |
„Was sagt uns das über uns, dass wir uns in dieser Weise verändert haben und das gut finden?“ | |
Was ist der „gute Kern“ des Neuen? | |
Umsetzung des Neuen in der alltäglichen Arbeit | |
Rückfall in das Alte (weil es gewohnt, eingeübt, vertraut ist) – gerade unter Stress | |
Bemerken des Rückfalls und bewusstes Anwenden des Neuen | |
Sabotageversuche der Verweigerer, Opponenten | |
Schatten werden wieder aktiv und versuchen zu stören | |
Erste Probleme, bei denen das Neue versagt – und Zweifel aufkommen, ob es wirklich so gut ist wie gedacht | |
Erneute Selbstbesinnung auf die Veränderung | |
In welchen Situationen fallen wir wieder in alte Verhaltensweisen zurück? | |
In welchen Situationen versagt das Neue noch? | |
Wie können wir sicherstellen, dass wir unsere neuen Vorgangsweisen auch in kritischen Situationen richtig anwenden? | |
Wie können wir uns das Neue immer wieder in Erinnerung rufen, es üben und festigen? | |
Welche Aspekte des Alten müssen wir unwiderruflich opfern, damit das Neue leben kann? | |
Abschließender Versuch der großen Veränderung | |||||||||||||||||||
Eine schwierige Situation, in der sich das Neue bewähren muss, z.B.:
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Endgültiges Aufgeben alter, überholter Rituale, Spielregeln etc. | |||||||||||||||||||
Erneutes Evaluieren:
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Endgültiges Meistern des Problems | |
Tagesgeschäft im neuen Stil | |
Das Neue ist verinnerlicht, ist alltäglich geworden und wird unbewusst angewendet („ .... als ob wir es schon immer so gemacht hätten“) | |
Die wesentlichen Lernerfahrungen sind Teil der Identität und der Wertehaltung des Teams geworden | |
Eine "Kurzversion" der Reise des Helden finden Sie auch www.heros-timeline.eu.
Literatur:
Campbell, J. (1949): The Hero with a Thousand Faces. New York. Bollingen Foundation.
Kostka, C. & Mönch, A. (2009): Change Management: 7 Methoden für die Gestaltung von Veränderungsprozessen. München. Carl Hanser.
Rogers, E. (1983): The Diffusion of Innovations. New York. Free Press.
Vogler, C. (1997): Die Odyssee des Drehbuchschreibers. Frankfurt am Main. Zweitausendeins.
11.01.2014
Für mich persönlich |
Zukunft gestalten |
Konflikte, Krisen & Emotionen |
Leadership |
Teamwork |
Gastbeiträge |
Veränderungen nach Drehbuch - Teil 3: Die Stadien der „Reise des Helden“
1. Die gewohnte Welt
Hier scheint alles noch in Ordnung zu sein. Alles läuft in den üblichen Bahnen ab. Doch wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass Einiges nicht ganz rund läuft. Man hat aber gelernt, es zu kompensieren. Es ziehen Wolken am Horizont auf, von denen aber noch niemand Notiz nimmt.
Der normale Alltag / das normale Tagesgeschäft | |
Das übliche Miteinander | |
Die Kultur der Organisation | |
Die Strukturen und Prozesse des Teams und der Gesamtorganisation | |
Das aktuelle Umfeld (z.B.: Kunden, Lieferanten, Wettbewerb, Politik, Wirtschaftslage, ...) | |
Aktuelle Schwierigkeiten, die aber noch bewältigbar erscheinen (Probleme, Druck, Engpässe) | |
Kein oder sehr begrenztes Problembewusstsein | |
Wunden und Narben, z.B.: Frühere Misserfolge, die sich heute noch auswirken | |
Selbstzweifel, blockierende Überzeugungen | |
Enttäuschungen, Verletzungen, Rivalitäten und Feindschaften | |
„Es geht um Geld, Abenteuer und Ruhm! Das ist die Chance Ihres Lebens! ... und das Schiff wird morgen um sechs in See stechen!“ (Aus dem Drehbuch zu „King Kong“)
„Sorge überschattet den heimatlichen Stamm. Du hörst ihren Ruf im Knurren eurer Mägen und im Weinen eurer hungrigen Kinder. Ringsumher liegt das Land verdorrt und öde. Es besteht kein Zweifel, dass sich jemand über die Grenzen des heimischen Bodens hinauswagen muss. Jenes ferne Land ist unbekannt und erfüllt uns mit Furcht, doch unsere Lage drängt uns, zu handeln und das Wagnis einzugehen, damit das Leben fortdauern kann. Eine der am Feuerplatz versammelten Gestalten erhebt sich. Es ist einer der Stammesältesten, und er zeigt auf dich.
Ja, du bist zum Suchenden erwählt, du bist gerufen aufzubrechen. Du musst dein Leben wagen, damit das größere Leben deines Stammes fortdauern kann.“ (Joseph Campbell)
Wie auch immer der Ruf in Erscheinung tritt – seine zentrale Botschaft ist fast immer: „So kann es nicht weiter gehen“ oder positiv formuliert: „Es kann viel besser sein als jetzt“.
Auf der Ebene von Teams oder Organisationen können das beispielsweise folgende Aspekte sein, die den Mangel bzw. das Problem kritisch werden lassen, z.B.:
Massive Kundenbeschwerde | |
Deutlicher Verlust von Marktanteilen | |
Aggressives Wettbewerberverhalten | |
Ausfall von Schlüssellieferanten | |
Liquiditätsprobleme | |
Kündigung von Schlüsselmitarbeitern | |
Kündigung des Teamleiters | |
Kritisches Fehlverhalten eines oder mehrerer Mitarbeiter | |
Mobbing | |
Gehäufte Konflikte, Missverständnisse | |
Burnout einer Schlüsselperson | |
Anfeindung durch andere interne Abteilungen | |
Druck von oben („So kann das nicht weiter gehen!“) | |
Auftauchen einer neuen, verlockenden Idee | |
Dadurch entsteht ein gesteigertes Problembewusstsein
„Für so etwas bist du nicht geschaffen, Joan, und das weißt du auch.“ (Aus „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“)
„Der du auch ein Suchender bist - rüste dich zur Reise. Bedenke die möglichen Gefahren, gedenke der vergangenen Unglücke. Das Schreckgespenst des Unbekannten wandelt unter uns, es gebietet unserem Schritt an der Schwelle Einhalt. Einige von uns lehnen die große Suche ab, einige zögern, einigen zerreißt es das Herz, dass ihre Familien um unser Leben fürchten und uns nicht fortlassen wollen. Auch hörst du Leute murren, unsere Reise sei töricht, von Anbeginn zum Scheitern verurteilt. Du spürst die Furcht, dein Atem stockt, und dein Herz schlägt rasend. Solltest du nicht doch beim heimatlichen Stamm bleiben? Sollten nicht besser Andere bei der großen Suche ihr Leben wagen? Bist du wahrhaftig zum Suchenden geschaffen?“
Durch den Ruf wird die erste Ebene des Widerstands aktiviert, denn er stellt den Status quo in Frage und alle Aspekte, die damit verbunden sind (Persönliches, Beziehungen, Arbeit, Zuhause).
Schwellenhüter und Dämonen stellen die zweite Ebene des Widerstandes dar. Sie stehen für alle Kräfte in der Persönlichkeit, mit denen sich der Held selbst sabotiert.
Auf der Ebene von Teams oder Organisationen können das beispielsweise folgende Aspekte sein:
Widerwille gegen die Veränderung | |
„Es ist doch alles nicht so schlimm“ | |
„Das wird schon wieder“ | |
Mehr desselben wird als Lösung versucht | |
Führungskraft oder Mitarbeiter werden ausgetauscht, aber sonst bleibt alles beim Alten | |
Mehr Personal (das es meist nicht gibt) wird als einzige Lösung gesehen | |
Zahlen bzw. die Situation schönreden | |
Sich ins Tagesgeschäft stürzen („Augen zu und durch“) | |
Auftritt der Schwellenhüter | |
Fragen:
Wovor fürchtet man sich? | |
Welcher Wahrheit will man nicht ins Auge sehen? | |
Was fürchtet man zu verlieren, wenn man sich auf die Reise macht? | |
Welche Schwierigkeiten sieht man auf sich zukommen, für die man noch kein Rezept hat? | |
Worin kommt die Angst zu Ausdruck? | |
„Athene nahm die Gestalt Mentors an und glich ihm so sehr, dass der Anblick Auge und Ohr trog“ (Homer, Odyssee)
„Ihr Suchenden, die ihr voller Furcht dem Abenteuer entgegenblickt, beratet euch mit den Ältesten eures Stammes. Befragt jene, die schon vor euch zu dieser Reise aufgebrochen sind. Erfahrt von ihnen die geheimen Wasserstellen, Wildwechsel und Beerenhaine. Lernt, welche Landstriche gefährlich sind, wie ihr Treibsand und Untieren aus dem Weg gehen könnt. Einer der Alten - zu schwach, als dass er selbst noch mitziehen könnte - zeichnet uns die Wege des Umlands in den Staub. Der Schamane drückt dir etwas in die Hand; eine magische Gabe, einen machtvollen Talisman, der dich schützen und dir den Weg weisen wird. Nun können wir leichteren Herzens und mit größerem Zutrauen aufbrechen, denn wir werden auf unserer Reise die gesamte Weisheit unseres Stammes mit uns führen.“
Der Mentor hilft, den Widerwillen gegen die Veränderung abzubauen, Mut zu fassen und sich auf den Weg zu machen.
Der Mentor steht für den edleren, weiseren Teil von uns. Dem Namen „Mentor“ liegt das griechische „menos“ zugrunde, das folgende Bedeutungen haben kann: Absicht, Macht, Zweck, Geist, Seele, Gedanken.
Der Mentor wirkt vor allem auf die Geistes-Haltung des Helden ein: Ein guter Mentor kann im wahrsten Sinne des Wortes „be-geistern“. Der Mentor
weckt eine Sehnsucht | |
reduziert Angst / macht Mut | |
vermittelt emotionale Sicherheit | |
macht wichtige Werte und innere Haltungen bewusst bzw. führt neue ein und vermittelt deren Sinn und Nutzen | |
macht wichtige Stärken bewusst | |
bietet Methoden und Prozesse an | |
bringt Außensicht ein | |
bringt zusätzliches Wissen ein / lehrt | |
schafft Überblick und Orientierung | |
motiviert / „tritt den Helden in den Hintern“ | |
stärkt das Selbst-Bewusstsein | |
hilft dem Helden, seine „Vision“ zu finden (macht Sinn, Identität und Berufung bewusst) | |
gibt frühzeitig Informationen, die sich erst später als wichtig erweisen | |
überbringt „Gaben“ (Hinweise, Ratschläge, Hilfsmittel, Werkzeuge, Ressourcen) | |
Der Held muss sich die Gaben des Mentors oft erst verdienen, z.B.:
etwas Neues lernen | |
etwas Altes aufgeben / ein Opfer bringen | |
eine (Selbst-)Verpflichtung eingehen | |
Auf der Ebene von Teams oder Organisationen treten als Mentoren auf:
Eine Führungskraft, die „Gas gibt“, die Forderung nach Veränderung nachhaltig erhebt – und idealerweise auch einen Weg incl. der ersten Schritte aufzeigt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine Führungskraft, die Sehnsucht erweckt und / oder Angst reduziert | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine Führungskraft, die wichtige Werte bewusst macht bzw. neue einführt und deren Sinn und Nutzen vermittelt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine Führungskraft, die wichtige Stärken bewusst macht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trainer, Berater, Coach, der
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„Du brauchst nur dem gelben Weg zu folgen“ (aus „Der Zauberer von Oz“)
„Wenn ich noch einen Schritt mache, bin ich weiter von zu Hause weg als je zuvor“ (Sam, im „Herrn der Ringe“)
„Die Reihen der Suchenden haben sich gelichtet. Einige haben uns verlassen, doch wir wenigen, die wir noch übrig sind, sind bereit, die Schwelle zu überschreiten. Unser Abenteuer kann jetzt wirklich beginnen. Jedermann weiß, wie schlecht es um unseren Stamm steht. Die Lage ist verzweifelt - es muss etwas geschehen, und zwar sofort. Mögen unsere Vorbereitungen ausreichend sein oder auch nicht, wir verlassen jetzt beschwingten Schrittes das Dorf. Alles, was uns jemals vertraut war, bleibt hinter uns zurück. Und wie du ausschreitest, spürst du den Zug der unsichtbaren Bande, die dich an jene Menschen ketten, die du liebst. Es fällt dir schwer, all dies hinter dir zu lassen, doch du atmest tief ein und schreitest fort, stürzt dich in den dunklen Abgrund des Unbekannten.
Wir betreten nun ein fremdartiges Niemandsland, eine Welt zwischen den Welten, eine Zone des Übergangs. Vielleicht wird es hier einsam und verlassen sein, vielleicht stoßen wir auf Orte voller Leben. Du spürst die Gegenwart anderer Wesen, anderer Mächte. Mit scharfen Dornen sind sie gerüstet, mit Klauen bewaffnet, so wachen sie über den Weg zu dem Schatz, den du suchst. Aber nun gibt es kein Zurück mehr. Wir alle fühlen es: Das Abenteuer hat begonnen, und es muss weitergehen - komme, was da wolle.“
Das Team oder die Organisation entscheidet sich für den anstehenden Entwicklungsprozess und macht sich auf den Weg. Typische Aspekte dieser Phase sind, z.B.:
Bereitschaft zur Veränderung ist genügend groß geworden | |||||||||||
Die Führung entscheidet sich für einen Entwicklungsprozess | |||||||||||
Die Leitung findet Mitstreiter im Team (bevorzugt die informellen Führer und andere Schlüsselmitarbeiter) – es entsteht eine „kritische Masse“ an Mitarbeitern, die sich auf den Weg machen | |||||||||||
Elemente aus dem „Ruf des Abenteuers“ werden über-kritisch bzw. dramatisch, d.h.: es entsteht die Gewissheit: „Wenn wir jetzt nichts tun und einen Entwicklungsprozess starten, dann überleben wir es nicht“ | |||||||||||
Schwellenhüter treten als Bremser auf, z.B.:
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Planung eines Teamentwicklungs- oder OE-Prozesses, z.B.: gemeinsam mit einem internen oder externen Organisationsentwickler, Trainer, Berater | |||||||||||
Kickoff-Meeting bzw. erster Entwicklungs-Workshop | |||||||||||
Kritische Situationsanalyse incl. des offenen Benennens der Probleme und der Ursachenanalyse | |||||||||||
Sind wir wirklich und unwiderruflich bereit, uns auf den Entwicklungsprozess einzulassen? | |
Was ist die Konsequenz, wenn wir den ersten konkreten Schritt ins Unbekannte machen? | |
Was ist im Gegenzug die Konsequenz, wenn wir so weiter machen wie bisher? | |
Gibt es Umstände (innere und äußere), die es uns im Moment schwer machen, diesen ersten Schritt zu tun? Wie sieht die „Schwelle“ aus? | |
Wie können wir mit diesen „Schwellenhütern“ sinnvoll umgehen? Was lernen wir daraus? | |
Woran erkennen wir, dass die Entscheidung, uns jetzt auf den Weg zu machen, richtig ist? | |
„Sieh mal, du hast doch drei oder vier gute Kumpel ... da brauchst du keinen Stamm - es gibt nichts Stärkeres als gute Kumpel.“ (Aus „Young Guns“)
„Wir Suchenden sind wie gelähmt - diese neue Welt ist so anders als alles, was wir bisher kannten. Nicht nur das Land und seine Bewohner sind anders, auch die Regeln, die hier gelten, könnten nicht seltsamer sein. Hier schätzt man andere Dinge als daheim, und wir haben noch viel über Währungen, Bräuche und Sprachen zu lernen. Und dann diese merkwürdigen Wesen, die auf uns zu kommen! Du musst in deinem Denken geschwind sein! Du darfst das nicht essen, es könnte giftig sein!
Die Reise durch das öde Niemandsland an der Schwelle war anstrengend; wir sind erschöpft und haben bereits genug Zeit verloren. Denkt nur daran, wie sehr der Stamm daheim sich auf uns verlässt! Hört auf, euch umzuschauen - wir müssen uns auf unser Ziel konzentrieren! Wir müssen endlich dorthin ziehen, wo wir Früchte und Wild und Antworten finden. Dort werden unsere Fähigkeiten auf die Probe gestellt, und wir werden dem Ziel unserer Suche einen Schritt näher kommen.“
Die ersten Versuche auf dem Weg der Veränderung werden gemacht. Manches gelingt, vieles scheitert noch. Die Stimmung schwankt zwischen Zuversicht und Mutlosigkeit.
Hier einige typische Situationen („Bewährungsproben“) aus der Organisationsentwicklungs-Praxis:
Geplanter erster Workshop wird abgesagt bzw. verschoben (z.B.: wichtiger Schlüsselmitarbeiter ist krank geworden, muss zu wichtigem Kundentermin etc.) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Betriebsrat greift heftig ein, weil ihn einzelne blockierende Mitarbeiter aufgestachelt haben | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beim Entwicklungsworkshop gibt es viel destruktives Verhalten, z.B.:
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Nach dem Entwicklungsworkshop gehen die Verweigerer in den Untergrund und stören hinter den Kulissen die Umsetzung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach dem Teamentwicklungsworkshop werden vereinbarte Maßnahmen nicht umgesetzt (weil das Tagesgeschäft wichtiger ist etc.) – was bei Mitarbeitern das Gefühl auslöst: „Hat ja eh nichts gebracht“ bzw. „Es ändert sich ja doch nichts“ | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bei Maßnahmen, welche die Unterstützung oberer Ebenen erfordern, blockiert diese (z.B.: verweigert Investitionen, Personal etc.) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es zeigen sich die „Feinde“, z.B.:
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Es zeigen sich aber auch „Verbündete“, z.B.:
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Viel informelle Kommunikation spielt sich „im Saloon / der Bar“ ab (sprich: Kaffeeküche, Mittagstisch, Raucher-Ecke) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wie unterscheidet sich die aktuelle Phase unseres Veränderungsprozesses von unserem bisherigen („normalen“) Ansatz? | |
Mit welchen anderen Regeln, Anforderungen und Möglichkeiten sind wir konfrontiert? | |
Wie gehen wir mit den neuen Regeln und Möglichkeiten um? Was lernen wir daraus? | |
Welche Personen arbeiten gegen uns? | |
Wo finden wir Gleichgesinnte / Gefährten? | |
Auf wen können wir uns wirklich verlassen? | |
Welche förderlichen inneren Haltungen und Emotionen helfen uns, gut voran zu kommen? | |
Welche negativen inneren Haltungen und Emotionen bremsen uns, halten uns im Alten, ziehen uns hinunter? | |
Wie meldet sich das Alte immer wieder, um sich zu stabilisieren? | |
Was unterstützt uns dabei, nicht umzudrehen, sondern den Weg mutig weiter zu gehen? | |
7. Vordringen zur tiefsten Höhle
Der feige Löwe: „Jetzt gibt´s nur noch eins, was ihr für mich tun müsst.“
Der Zinnmann: „Nämlich?“
Der feige Löwe: „Mir die Sache wieder ausreden.“ (Aus „Der Zauberer von Oz“)
„Unser Häuflein verlässt nun die Oase am Rande der neuen Welt, wir haben Kräfte gesammelt und wissen nun einiges über die Natur und die Gewohnheiten des Wildes, das wir jagen. Wir sind bereit, ins Herz dieser neuen Welt vorzustoßen, wo uns die größten Schätze erwarten, die von unseren größten Ängsten bewacht werden.
Sieh dich nur unter den Gefährten um: Wir haben uns verändert und werden uns weiter verändern. Wer ist nun der Anführer? Einige, die dem Leben in der gewohnten Welt kaum gewachsen schienen, entwickeln sich hier prachtvoll. Andere, von denen wir dachten, sie seien jedem Abenteuer gewachsen, haben sich hingegen kaum als fähig erwiesen. Eine neue Wahrnehmung deiner selbst und deiner Begleiter bildet sich heraus. Dank dieses neuen Bewusstseins kannst du Pläne schmieden und dich darauf einstellen, genau das zu erreichen, was du von der anderen Welt forderst. Bald schon werden wir die tiefste Höhle betreten.“
Bei diesem Schritt bereitet man sich endgültig auf die wirkliche, große Veränderung und ihre Konsequenzen vor. Hier treten ggf. die Schwellenhüter noch einmal massiv auf. Es ist eine Phase „der schlimmsten Schrecken und der größten Wunder“. „Die tiefste Höhle“ ist ein Zwischenreich zwischen bewussten und unbewussten Aspekten. Der „Drache“ bzw. „Dämon“ in Form von Ängsten, Schatten, Traumata wird nun deutlich sichtbar.
Hier einige typische Aktionen:
Beim Workshop oder dem Coaching der Führung werden erfolgskritische Aspekte und Notfallszenarien besprochen:
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Versöhnung mit dem Bisherigen:
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Worum geht es wirklich? | |
Was ist auf der tiefsten Ebene die Absicht der Veränderung? | |
Was gilt es wirklich zu überwinden, aufzugeben bzw. zu erreichen? | |
Welche Ängste, Blockaden und Widerstände werden sichtbar? | |
Was kann jeder von uns zum Gelingen oder Scheitern der Veränderung beitragen? | |
Was müssten wir über uns selbst denken, dass wir Zugang zu einer Macht bekomme, die es uns ermöglicht, unser Problem zu überwinden / unser Ziel zu erreichen? | |
Welcher innere Zustand / Bewusstseinszustand / emotionaler Zustand / welche Geistes-Haltung ist für uns DAS zentrale Tor zu dieser Macht? | |
Was ist diese Macht eigentlich? | |
James Bond: „Und was erwarten Sie nun von mir, Mr. Goldfinger?“
Goldfinger: „Nun, Mr. Bond, ich erwarte, dass Sie sterben.“ (Aus „Goldfinger“)
„Du Suchender, tritt ein in die tiefste Höhle und finde dort das, was deinem heimischen Stamm das Leben zurückgeben wird. Die Gänge werden niedriger und dunkler. Auf allen Vieren musst du dich voranarbeiten; du bist allein und spürst, wie es dich fast erdrückt. Du kannst kaum noch atmen. Doch plötzlich findest du dich im Zentrum wieder. Vor dir steht eine hoch aufragende Gestalt, ein drohender Schatten, der aus all deiner Furcht und deinem Zweifel besteht und zur Verteidigung des Schatzes wohlgerüstet ist. Warum du auch immer hierher kamst, nun starrt der Tod selbst dich an. Wie die Schlacht auch immer ausgehen mag, du wirst den Tod schmecken, und dies wird dich verändern.“
Bis hierher wurden schon viele zielführende Aktivitäten umgesetzt. Aber noch ist das Neue noch keine eingeübte Routine. Gleichzeitig ist das Alte ist noch lange nicht tot und wartet nur auf seine Chance zur Auferstehung. An dieser Stelle entscheidet es sich, ob man den neuen Weg konsequent weiter geht oder in das alte System zurück fällt.
Eine solche „entscheidende Prüfung“ kann z.B. bei einem Workshop passieren oder in der Zeit danach:
Versuch der großen Veränderung kommt an einen „toten Punkt“ | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aktuelle Konflikte zeigen sich und eskalieren | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alte Verletzungen brechen auf | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alte Rivalitäten oder Feindschaften verstärken sich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Widerstand gegen Veränderung / die Entwicklung wird so groß, dass Mitarbeiter androhen zu kündigen oder tatsächlich gehen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das alte System stirbt, indem z.B.:
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Es kommt zu einer Neu-Organisation auf allen Ebenen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es zeigt sich „die größte Angst“ / der Schatten des Teams | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hilfe durch die Mentoren bzw. Wirksamwerden von Fähigkeiten bzw. Prozessen, die gemeinsam in früheren Schritten als erfolgskritische Schritte oder Notfallsszenarien entwickelt wurden | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Änderung von Haltungen, z.B.:
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Was fürchten wir, wird passieren, wenn die Veränderung eingetreten ist? | |
Was fürchten wir, wird passieren, wenn wir die Veränderung nicht schaffen / wie schlimm könnte es werden, wenn wir jetzt nichts verändern? | |
Gibt es einen „Bösewicht“? Wenn ja: Welche Anteile des Teams spiegelt er wider (als Projektionsfläche)? | |
Was ist der zentrale „Dämon“ – und in welcher Form können wir ihn zu unserem Verbündeten machen? Was sind seine positiven Absichten? | |
Was ist der zentrale Konflikt – und wie können wir die verschiedenen Kräfte in Balance bringen? | |
Was vom Alten muss unwiderruflich „sterben“, damit das Neue leben kann? | |
Bewusstmachen unserer zentralen Werte: Was wäre so wichtig, dass wir es keinesfalls verlieren / unbedingt erreichen möchten, auch wenn alles Andere verloren ginge? | |
Was können wir wirklich gewinnen, wenn wir all die Risiken der Veränderungen eingehen? | |
Dazu finden erste Evaluierungsgespräche bzw. –workshops statt, bei denen die Folgen der Veränderungen reflektiert werden:
Was hat sich verbessert? Was hat die Veränderung an Positivem gebracht, auch wenn manches noch ungewohnt ist? | |
Was gelingt leichter, besser, fast wie von selbst? | |
Wobei / von wem zeigt sich unerwartete Unterstützung? | |
Bekräftigung des nützlichen Neuen (Prozesse, Aufgabenverteilung, Haltungen etc.): „Es ist gut, weil ....“ | |
Stärkung der neuen Team-Identität / gestärktes Selbst-Bewusstsein: | |
„Was sagt uns das über uns, dass wir uns in dieser Weise verändert haben und das gut finden?“ | |
Was ist der „gute Kern“ des Neuen? | |
Umsetzung des Neuen in der alltäglichen Arbeit | |
Rückfall in das Alte (weil es gewohnt, eingeübt, vertraut ist) – gerade unter Stress | |
Bemerken des Rückfalls und bewusstes Anwenden des Neuen | |
Sabotageversuche der Verweigerer, Opponenten | |
Schatten werden wieder aktiv und versuchen zu stören | |
Erste Probleme, bei denen das Neue versagt – und Zweifel aufkommen, ob es wirklich so gut ist wie gedacht | |
Erneute Selbstbesinnung auf die Veränderung | |
In welchen Situationen fallen wir wieder in alte Verhaltensweisen zurück? | |
In welchen Situationen versagt das Neue noch? | |
Wie können wir sicherstellen, dass wir unsere neuen Vorgangsweisen auch in kritischen Situationen richtig anwenden? | |
Wie können wir uns das Neue immer wieder in Erinnerung rufen, es üben und festigen? | |
Welche Aspekte des Alten müssen wir unwiderruflich opfern, damit das Neue leben kann? | |
Abschließender Versuch der großen Veränderung | |||||||||||||||||||
Eine schwierige Situation, in der sich das Neue bewähren muss, z.B.:
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Endgültiges Aufgeben alter, überholter Rituale, Spielregeln etc. | |||||||||||||||||||
Erneutes Evaluieren:
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Endgültiges Meistern des Problems | |
Tagesgeschäft im neuen Stil | |
Das Neue ist verinnerlicht, ist alltäglich geworden und wird unbewusst angewendet („ .... als ob wir es schon immer so gemacht hätten“) | |
Die wesentlichen Lernerfahrungen sind Teil der Identität und der Wertehaltung des Teams geworden | |
Eine "Kurzversion" der Reise des Helden finden Sie auch www.heros-timeline.eu.
Literatur:
Campbell, J. (1949): The Hero with a Thousand Faces. New York. Bollingen Foundation.
Kostka, C. & Mönch, A. (2009): Change Management: 7 Methoden für die Gestaltung von Veränderungsprozessen. München. Carl Hanser.
Rogers, E. (1983): The Diffusion of Innovations. New York. Free Press.
Vogler, C. (1997): Die Odyssee des Drehbuchschreibers. Frankfurt am Main. Zweitausendeins.
11.01.2014
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